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R. Kellys Anwalt Deveraux Cannick beim Verlassen des Gerichts in Brooklyn.

Foto: REUTERS

New York – Am zweiten Tag des Missbrauchsprozesses gegen R. Kelly (54, "I Believe I Can Fly") hat ein mutmaßliches Opfer Details seiner Beziehung mit dem früheren Pop-Superstar erläutert. Die Frau hatte ihren Angaben zufolge im Jahr 2009 für ein halbes Jahr eine Beziehung mit dem Musiker. Sie sei erst 14 Jahre alt gewesen, als sie ihn kennenlernte und 16 Jahre alt, als sie zum ersten Mal Sex hatten.

"Er wollte von mir, dass ich einen Pferdeschwanz trage und mich wie eine Pfadfinderin verkleide", sagte die Zeugin laut US-Medien am Donnerstag vor Gericht in New York. Bereits am Mittwoch hatte die heute 28-Jährige laut "New York Times" gesagt, dass Kelly sie bewusstlos geschlagen habe, weil sie bei einem ihrer Besuche in Kellys Zuhause gegen dessen strikte Regeln verstoßen habe.

Schwere Vorwürfe

Kelly werden vor dem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn unter anderem die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung vorgeworfen. Der Sänger soll laut Anklage jahrzehntelang erwachsene Frauen genauso wie Minderjährige und mindestens in einem Fall auch einen Buben für Geschlechtsverkehr rekrutiert haben, wie Medien die Vorwürfe zusammenfassten. Der seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzende Musiker hat alle Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen und seinen Kritikern eine Rufmord-Kampagne vorgeworfen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Kellys Verteidiger beschrieben die Frau als Lügnerin und Stalkerin. Sie habe ihm gegenüber ihr Alter mit 19 Jahren angegeben und erst später zugegeben, minderjährig zu sein, zitiert die "New York Daily News" aus dem Prozess.

Lebenslange Haftstrafe möglich

Bei einer Verurteilung in allen Punkten droht dem Sänger eine Haftstrafe von zehn Jahren bis lebenslang, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärt hat. Staatsanwältin Maria Cruz Melendez hatte Kelly am Mittwoch in ihrem Auftaktplädoyer laut Medienberichten als "Predator" (wörtlich eigentlich: Raubtier) bezeichnet – ein Begriff, der in den USA häufig für Sexualstraftäter verwendet wird. Fernsehkameras sind im Gerichtssaal nicht zugelassen.

3.500 Beweisstücke

Das Verfahren soll mehrere Wochen dauern, bis zu 3.500 Beweisstücke könnten eingebracht werden. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens muss der Sänger sich auch in weiteren Verfahren in Illinois und Minnesota zu ähnlichen Anklagepunkten verantworten. Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht und wurde freigesprochen (APA, 19.8.2021)