Besonders in Zeiten der Pandemie, also in einer Situation, die die meisten in dieser Form zuvor noch nicht erlebt haben, zeigt sich klar und deutlich, wie schwer es ist, die Gegenwart richtig einzuordnen und Abschätzungen für die Zukunft zu machen. Täglich – und das seit mehr als eineinhalb Jahren – beschäftigen sich unzählige Menschen mit Prognosen, um die Krise besser verstehen zu können, um Schritte und Maßnahmen zu legitimieren und auch um Aussicht und letztlich Hoffnung zu geben. Doch inwieweit ist dies ohne großen Erfahrungsschatz und Rückblick auf Vergangenes überhaupt möglich?

Wie wichtig ist der Blick in den Rückspiegel des Lebens für die Zukunft?
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Neben der Corona-Krise klopfen aber weit dringlichere Krisen an die Tür. Langfristig gesehen ist zum Beispiel die Klimakatastrophe ein viel größeres Problem als Corona, das uns eigentlich schon längere Zeit begleitet und vor allem künftig begleiten wird, so der deutsche Philosoph Richard David Precht in einem Interview mit dem STANDARD. Und doch wirkt es auch hier so, als sei das Verständnis dafür wenig gegeben und das Handeln immer im Rückstand. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Problemen – im politischen, wirtschaftlichen, aber auch im privaten Bereich. Precht bezieht sich in dieser Hinsicht auf eine Aussage des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard:

"Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden."

Können Sie dieser Aussage zustimmen?

Können sich Zusammenhänge tatsächlich erst im Rückblick erschließen? Wie kann man mit dieser Annahme bestmöglich umgehen – auch in Hinblick auf globale Krisen? Ist es möglich, künftige Vorhaben umzusetzen, wenn der Blick in die Vergangenheit und das Verständnis dafür fehlen? Diskutieren Sie im Forum! (mawa, 23.8.2021)