Globalisiertes Gemüse: Paprika eroberte die Welt im Sturm.

Foto: Ilan Paran/IPK Leibniz-Institut

Paprika in all ihren Formen, Farben und Schärfen sind rund um den Globus nicht aus den Küchen wegzudenken. Der Ursprung der Pflanzen, deren beliebte "Schoten" genau genommen zu den Beeren zählen, liegt in Mittel- und Südamerika. Von dort aus hat vor allem eine Paprika-Art die Welt erobert: Capsicum annuum. Von dieser Pflanze gibt es heute unzählige Sorten – von milden Gemüsepaprika über schärfere Pfefferoni bis hin zu Chilis für Hartgesottene. Ein internationales Forscherteam hat nun die genetische Geschichte des Paprikas rekonstruiert und neue Details über die erfolgreiche Kulturpflanze ans Licht gebracht.

So zeigt die Studie, die kürzlich im Fachblatt "PNAS" veröffentlicht wurde, dass Paprika schon früh von Händlern in weiten Teilen der Welt vertrieben worden ist und eines der ersten Beispiele für globalisierten Handel darstellt. Zum Bestseller wurde er wohl durch seine vielen praktischen Eigenschaften: Paprika lässt sich unkompliziert anbauen, ist leicht zu konservieren und in getrockneter Form einfach zu transportieren.

10.000 Paprikaproben

"Wir haben einen riesigen genomischen Fingerabdruck von mehr als zehntausend Paprika-Proben aus Genbanken aus der gesamten Welt erstellt und diese Daten genutzt, um die Geschichte dieses Gemüses und Gewürzes zu untersuchen", sagte Pasquale Tripodi vom italienischen Forschungsinstitut CREA, einer der Autoren der Studie.

Für ihre Untersuchung achteten die Wissenschafter auf größtmögliche Paprika-Diversität: Die untersuchten Proben stammten aus 130 Ländern von fünf Kontinenten. Das Team interessierte sich vor allem für Daten, die Rückschlüsse auf die Verbreitungsgeschichte der Pflanze erlauben. "Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von Paprika als einem sehr begehrten Kulturgut, das sich schon früh entlang der großen Handelsrouten zu Land und zu Wasser über den gesamten Globus verbreitete", sagte Studien-Koautor Mark Timothy Rabanus-Wallace vo Leibniz-Institut für Pflanzengenetik. "Ein zentraler Faktor für die große Bedeutung von Paprika war sicher seine Gewürzschärfe. Das gilt vor allem für Europa, wo scharfe Gewürze früher selten und importierter schwarzer Pfeffer sehr teuer waren."

Regionale Unterschiede

Die Verbreitungsgebiete der verschiedenen Paprikaarten überlappen sich teils erheblich. Das gilt vor allem für den Anbau in Eurasien und den Nachbarregionen. Dies sei auf die Nutzung wichtiger Handelsrouten wie der Seidenstraße zurückzuführen, schreiben die Forscher. Bei vielen europäischen und afrikanischen Arten gibt es auch starke Überschneidungen mit Paprika aus Amerika – vermutlich ein Ergebnis des frühen transatlantischen Handels.

In Amerika, Osteuropa und Afrika konnte wiederum ein hoher Anteil regional sehr spezifischer Paprika festgestellt werden. Die regionalen Vorlieben in Sachen Schärfe lassen sich ebenfalls genetisch nachvollziehen: Regionen des Genoms, die die Schärfe beeinflussen, unterscheiden sich bei den einzelnen Arten stark. (red, 22.8.2021)