Mit Partnerschaften nachhaltige Entwicklungen mit neuem Leben zu füllen ist ein Anliegen von Gabriela Straka.

Foto: brauunion

Respact – Austrian Business Council for Sustainable Development – ist die führende Unternehmensplattform für Corporate Social Responsibility (CSR) und nachhaltige Entwicklung in Österreich. Der Verein unterstützt seine zurzeit rund 340 Mitgliedsunternehmen dabei, ökologische und soziale Ziele ökonomisch und eigenverantwortlich zu erreichen. Seit August ist Gabriela Maria Straka, Director Corporate Affairs und CSR der Brau Union Österreich, Regionalleiterin von Respact Oberösterreich. Ihr Hauptanliegen ist die Aufklärung über die Herausforderungen für Unternehmen beim Erreichen der Klimavorgaben, aber auch das Erkennen der Potenziale dieser Veränderungen.

STANDARD: Die Wetterextreme der letzten Zeit sind nur Vorboten dessen, was uns klimatechnisch erwarten wird, wenn wir jetzt nicht gegensteuern, sagen Experten. Wo sehen Sie als neue Regionalleiterin von Respact Ihre wichtigsten Aufgaben?

Straka: Bei Respact geht es ja darum, Unternehmen bei der Erreichung der österreichweiten Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Seit 2010 gibt es in Österreich eine Vereinbarung von Bund und Ländern, die Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen. Ich möchte Sozialpartner und auch Unternehmen einladen, das Neueste über diese Nachhaltigkeitsstrategie zu erfahren, und ihnen zeigen, was das vor allem für das Reporting bedeutet.

Beim Reporting gibt es ja Verschärfungen, und hier brauchen Unternehmen, aber auch Sozialpartner Unterstützung. Das ist ein wichtiger Schritt, weil ich gesehen habe, dass Klimaschutz noch immer nicht in allen Köpfen ist. Was es bedeutet, den CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 55 Prozent zu reduzieren, wird teilweise auch unterschätzt. Was heißt das für die Unternehmen in Oberösterreich, wie müssen die berichten? Ich bin ja bei der Brau Union für Österreich tätig, wir gehören zu 100 Prozent Heineken, ein zur Hälfte börsennotiertes Unternehmen, das weltweit tätig ist. Bis 2030 sollen alle Brauereien weltweit CO2-neutral sein, bis 2040 inklusive der gesamten Wertschöpfungskette. Dadurch müssen wir schon jetzt nach den Nachhaltigkeitsregeln reporten. Dafür hab ich mir mühsam ein Datenmanagement aufgebaut. Jetzt geht es darum, auch die anderen Unternehmen mitzunehmen und zu unterstützen und vor allem in Oberösterreich die Treiber wie erneuerbare Energien, Wasserstoff auch zu nützen.

STANDARD: Die Uno hat mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) ganz viele Handlungsfelder vorgegeben. Wo sehen Sie den größten Nachholbedarf österreichischer Unternehmen?

Straka: Diese 17 Ziele mit ihren 169 Targets sind ein wunderschöner Kompass, sie gelten weltweit. So soll bis zum Jahr 2030 die Armut reduziert und sorgsam mit sämtlichen Ressourcen umgegangen werden. Österreich hat in vielen Bereichen großen Nachholbedarf, weil in den letzten 20 Jahren beim Klimaschutz nicht sehr viel passiert ist. Wo wir ganz viele Chancen haben, ist beim 17. Ziel: Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen. Ein Beispiel aus der Brau Union: Unser Kerngeschäft ist Bier zu brauen, aber Bier heizt auch ein. Mit der Energie aus dem Sudhaus, die ich nicht benötige, kann ich rund 2.000 Wohnungen beheizen. Und das machen wir auch. Es gibt das Brauquartier in Graz, es gibt Wohnungen in Schwechat. In Unternehmen gibt es oft noch Potenzial, Abfallprodukte besser zu nutzen.

STANDARD: Wie ernst werden die Ziele in den Unternehmen verfolgt?

Straka: Die großen Unternehmen haben einen Druck von oben, weil ja auch oft Finanzkennzahlen daranhängen. Ich ärgere mich aber noch immer über offensichtliches Greenwashing. Das wird durch die verschärften Maßnahmen in Zukunft nicht mehr möglich sein. Das Lieferkettengesetz ist in Österreich zwar noch in Diskussion, aber wir sehen es in Deutschland, dort muss schon jetzt nachgewiesen werden, woher etwas kommt. Auch das Thema CO2-Bepreisung muss klarer kommuniziert werden. Ich muss die Binnenflüge bepreisen, ich muss jedes Produkt bepreisen, damit ich weiß, was mich das an CO2 kostet. Das ist die Herausforderung, denn gleichzeitig darf die Wirtschaft nicht gefährdet werden. Die Vorgaben sollen als Chance und Treiber der Transformation erkannt werden.

STANDARD: Wie stark wird nachhaltige Entwicklung von der Gesellschaft getrieben?

Straka: Es wird ohne gesellschaftliches Mitwirken nicht funktionieren. Das eine sind die Gesetze und politischen Vorgaben, bei der Umsetzung braucht es aber jeden Einzelnen. Aber es geht jetzt ums Überleben auf unserem Planeten, und ich glaube, das geht in die Köpfe der Menschen schon ganz gut rein. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass Österreich es schaffen kann, bis 2040 CO2-neutral zu sein. Österreich ist im Bereich Technologie gut aufgestellt. (Gudrun Ostermann, 20.8.2021)