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Die Taliban bei einer Patrouille durch Kabul.

Foto: Rahmat Gul / AP

Die Taliban mögen aus europäischer Perspektive in vielerlei Hinsicht mittelalterliche Vorstellungen hegen. Was die Wahl ihrer Kommunikationsmittel anbelangt, haben sie mit modernen Errungenschaften hingegen weniger Probleme. So nutzt man etwa gerne Whatsapp, um auf diesem Weg mit Bewohnern einer Region in Kontakt zu treten. Auch in der gerade frisch eroberten afghanischen Hauptstadt Kabul wurde umgehend eine solche Helpline eingerichtet. Das wiederum sieht man bei Whatsapp-Hersteller Facebook nicht so gerne.

Blockade

Facebook hat neben der offiziellen Helpline auch zahlreiche andere offizielle Kanäle der Taliban gesperrt, berichtet die "Financial Times". Dabei macht man auch klar, dass man nicht will, dass die Taliban den eigenen Messenger verwenden. Man suche aktiv nach Namen, Bildern und Beschreibungen von Gruppen, die eine Zugehörigkeit zu der Organisation nahelegen. Dazu habe man auch Personen angestellt, die in Afghanistan gesprochene Sprachen beherrschen.

Dem vorangegangen war scharfe Kritik an Facebook. Gerade aus den USA war immer wieder der Vorwurf zu hören, dass Whatsapp nicht genug tue, um die Kommunikation der Taliban über die eigene Plattform zu verhindern.

Perspektivenwechsel

Experten für die Region sind von der Maßnahme hingegen weniger angetan. So wirft etwa Ashley Jackson, der in der Vergangenheit unter anderem für das Rote Kreuz in Afghanistan aktiv war, Facebook vor, Symbolpolitik zu betreiben. Eine Sperre sei "wenig hilfreich" bis "absurd", findet er deutliche Worte. Dies führe lediglich dazu, dass normale Afghanen in einer chaotischen Situation von jeder Hilfe abgeschnitten würden, etwa wenn es zu Plünderungen komme. Dazu komme, dass die Existenz dieser Helplines in keiner Weise ein neues Phänomen darstelle, die Taliban betrieben diese schon lange, und bisher habe dies Facebook nicht weiter interessiert.

In einer offiziellen Stellungnahme geht Facebook nicht auf diese Kritik ein, sondern bemüht eine allgemeine Perspektive. Die Taliban seien unter US-Recht als terroristische Organisation anzusehen, entsprechend habe man sie von den eigenen Services fernzuhalten. Man halte sich hier also nur an politische Vorgaben. (red, 19.8.2021)