Endlich. Mit der überraschenden Verkündigung des Klimatickets Now durch Leonore Gewessler atmeten viele Menschen auf. Andere ringen noch um Luft, wie die Entscheidungsträger im Verkehrsverbund Ostregion (VOR), der nun als Bremser dasteht. Unterm Strich ist es aber gut, dass Gewessler vorpreschte. Und das aus mehreren Gründen.

Stefan Kaineder (Grüne), Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne), Thomas Stelzer (ÖVP) und Günther Steinkellner (FPÖ) präsentieren "Nächste Schritte zum Klimaticket" in Linz.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Zum einen wird es höchste Zeit, dass die Grünen nach dem vielen Wegducken in letzter Zeit – denken wir an die Abschiebungen nach Afghanistan, die ORF-Wahl oder den Ibiza-U-Ausschuss – ihren Wählern zeigen, dass es doch noch eine grüne Politik in der Regierung gibt.

Zum anderen ist das Klimaticket schon jetzt ein Gewinn für viele Menschen, auch wenn es noch nicht perfekt ist, es nun erst einmal Zug um Zug geht.

Schon jetzt profitieren die meisten der 100.000 Österreicherinnen und Österreicher finanziell, die jährlich mehr als 1000 Euro für Öffis ausgeben. Die Zahlen stammen aus dem Ministerium und inkludieren auch alle Besitzerinnen und Besitzer einer Jahreskarte der ÖBB oder der Westbahn. Mit dabei sind hier auch viele Pendler, die künftig mehr für weniger Geld bekommen, können sie mit dem Klimaticket dann ja auch abseits der Pendelstrecke kostenlos mit den Öffis reisen. Zumindest bis auf die Ausnahmen in der Ostregion – aber bei diesem Thema gehen kritische Expertinnen davon aus, dass der Druck auf den VOR nun so hoch ist, dass die Einigung wohl in einigen Wochen auf dem Tisch liegen wird.

Absichtserklärung

Für einige Menschen wird der Besitz eines Klimatickets zudem ein Zeichen sein, eine Absichtserklärung, künftig häufiger in die Öffis zu steigen – auch wenn sich der Besitz der Karte auf den ersten Blick noch gar nicht rechnet. Aber es ist ein Zeichen, dass einem Umweltschutz am Herzen liegt, es ist ein Zeichen an die Politik, wie sie den Verkehr der Zukunft denken soll. Denn ja, dieses Ticket kostet nicht nur die Besitzer, sondern auch die Steuerzahler viel Geld. Das würde der Lobautunnel aber auch. Und diese Menschen meinen eben, dass das Geld besser im Ausbau der Infrastruktur für Öffis als derjenigen für Autos angelegt ist.

Womit wir beim Umweltaspekt sind. Jeder einzelne Kilometer, für den jemand, der das Klimaticket besitzt, das Auto stehen lässt, ist ein Gewinn für die Umwelt – ist doch der Auto-Kilometer laut einer Berechnung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) um das Fünfzehnfache schädlicher als ein gefahrener Kilometer mit der Bahn.

Nicht vergessen darf man auch den Komfortgewinn einer solchen Karte, weil man sich eben nicht mehr um ein passendes Ticket kümmern, sich nicht mit Automaten oder Apps herumquälen muss, was nicht nur ältere Menschen mehrmals bekrittelt haben.

Zu guter Letzt könnte das Klimaticket einen Aufschwung für den Tourismus in Österreich bedeuten. Denn wenn man am Wochenende gratis und unkompliziert nach und in Salzburg oder Graz fahren kann, macht das vielleicht auch Gusto. (Guido Gluschitsch, 19.8.2021)