Wahed Sadad stand als Übersetzer jahrelang im Dienste der deutschen Armee, jetzt muss er sich in Kabul aus Furcht vor der Rache der Taliban verstecken.

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Die Taliban kommen immer näher und mit ihnen die Angst der Zivilbevölkerung vor Mord und Repression. Es sind bedrückende Bilder, die in den letzten Tagen vor dem Einmarsch der Taliban in der Arte-Reportage Die Taliban in Kabul. Afghanische Zivilisten in Gefahr (Mediathek) zu sehen sind: "Wenn meine Familie und ich getötet werden, trägt die deutsche Regierung dafür die Verantwortung", sagt etwa Wahed Sadad, der für die deutsche Bundeswehr jahrelang als Übersetzer arbeitete. Gilt er doch in den Augen der Taliban als Kollaborateur der verhassten ausländischen Truppen.

Sadad hatte bis zuletzt an ein Visum geglaubt, um mit seiner Familie nach Deutschland zu kommen. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit werde ihn das Land nicht im Stich lassen, dachte er. Zu Unrecht – wie so viele andere Ortskräfte auch, wie im Fachjargon die Helferinnen und Helfer des Westens genannt werden. Sie haben es nicht mehr rechtzeitig außer Landes geschafft. Viel zu spät, viel zu chaotisch sind die Evakuierungen angelaufen. Empathie? Oft nicht mehr als ein Fremdwort.

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Die Leidtragenden sind unzählige Menschen, die jetzt um ihr Leben bangen. Arte hat vier von ihnen in den letzten Wochen vor dem Einzug der Taliban in Kabul am 15. August begleitet. Zehn Tage davor sieht man die afghanische BBC-Moderatorin Nasrin Nawa noch mit Freundinnen durch die Stadt radeln. Sie macht das seit Jahren, um ein Zeichen für die Freiheit und Rechte afghanischer Frauen zu setzen. Jetzt ist es aus und vorbei. Nawa ist es als potenzielle Zielscheibe der Taliban noch gelungen, in die USA zu kommen. Ihre Familie bleibt zurück – genauso wie Wahed Sadad. (Oliver Mark, 19.8.2021)