Die meisten Feuer wüten in der ostsibirischen Teilrepublik Jakutien.

Foto: EPA/EMERCOM OF RUSSIA HANDOUT

Der russische Katastrophenschutz vermeldet erste Erfolge: Nachdem sich seit Anfang des Sommers die Waldbrände in Sibirien ausgeweitet hatten, ist es nun gelungen, größere Flächen zu löschen. Innerhalb eines Tages sei es gelungen, 77 Brandherde auf einer Fläche von 270.000 Hektar zu liquidieren, teilte die Forstschutzbehörde am Donnerstag mit.

Vollständig beseitigt ist die Waldbrandgefahr damit nicht: Offiziellen Angaben zufolge gibt es in Russland immer noch 125 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von 1,25 Millionen Hektar. Das entspricht in etwa der Fläche Tirols.

Die meisten Feuer wüten nach wie vor in der ostsibirischen Teilrepublik Jakutien. Während in der angrenzenden Baikalregion Irkutsk der Notstand am Donnerstag aufgehoben wurde, bleibt er in Jakutien weiterhin bestehen, auch wenn nach Angaben des Generalgouverneurs für Ostsibirien, Juri Trutnjew, die akute Gefahr eines Übergreifens der Flammen auf Ortschaften gebannt ist. Gut 3.500 Feuerwehrleute sind mit den Löscharbeiten beschäftigt.

Gewaltige Schäden

Waldbrände haben heuer bereits gewaltige Schäden hinterlassen. Seit Jahresbeginn hat es Russland-weit auf insgesamt mehr als 16,1 Millionen Hektar Wald gebrannt – das entspricht fast der doppelten Fläche Österreichs. Zudem ist damit Mitte August schon fast der Wert des gesamten Vorjahres (16,5 Millionen Hektar) erreicht. Die Chancen sind hoch, dass 2021 der "Jahrhundertrekord" von 2012 (18 Millionen Hektar) erreicht wird.

Die Folgen sind dramatisch. Rauchschwaden ziehen tausende Kilometer durch das Land. Anfang August erreichte der Rauch Kanada und die USA. Dabei haben diese Länder mit eigenen Feuersbrünsten zu kämpfen. Mehr noch: Satellitenbilder demonstrierten, dass der aus Russland herüberziehende Qualm erstmals in der Geschichte sogar den Nordpol erreichte.

Bevölkerung unzufrieden

Die meisten Brände werden durch Menschenhand verursacht, sei es durch den unachtsamen Umgang mit Feuer oder gezieltes Abfackeln von Wäldern, um illegale Rodungen zu verschleiern. Waldbrände sind eine durchaus typische Erscheinung des russischen Sommers.

Die heurige Hitzewelle und auch die lange Untätigkeit der Behörden beziehungsweise deren durch Unterfinanzierung provozierter Personalmangel haben das Ausmaß der Katastrophe allerdings erheblich ausgeweitet. Das führt auch zu Unzufriedenheit bei der Bevölkerung – speziell vor dem Hintergrund, dass Russland Löschflugzeuge in die Türkei entsandte, um dort bei der Brandbekämpfung zu helfen.

Viral ging ein Video, in dem ein Erstklässler aus der sibirischen Millionenstadt Krasnojarsk Präsident Wladimir Putin bat, die Waldbrandbekämpfung unter seine persönliche Kontrolle zu nehmen. "Wir können hier nicht atmen, wir wollen leben. Wir wollen auf der Straße spielen, aber unsere Mama erlaubt es uns nicht, weil sie sagen, dass es schädlich ist", sagte der Bub.

Im Vergleich zum vergangenen Juli sind die Sterberaten um 17,9 Prozent gestiegen. Das liegt einerseits an der Verbreitung von Covid, dürfte nach Experteneinschätzungen aber auch durch die Hitzewelle und die Luftverschmutzung provoziert worden sein.

Neben Waldbränden wird Russland heuer auch durch andere Kataklysmen getroffen. So wurde die Schwarzmeerküste gleich mehrfach stark überschwemmt. (André Ballin aus Moskau, 19.8.2021)