Wir riskant sind die Nebenwirkungen der Impfung? Bisher wird nur bei einem Todesfall in Österreich ein kausaler Zusammenhang zur Impfung gesehen.

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Die kostenlosen Wohnzimmertests werden mit Ende Oktober abgeschafft, Ungeimpften könnte der Zutritt zu Sportstätten, Bars oder Gasthäusern verwehrt werden: Die Politik erhöht den Druck, um mehr Leute zum Impfen zu bewegen. Doch ist die Immunisierung wirklich so ungefährlich, wie die Befürworter behaupten? Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) dokumentiert regelmäßig die vermuteten Nebenwirkungen der einzelnen Vakzine. Nun liegt der neueste Bericht vor.

Auf den ersten Blick wirkt die Zahl hoch. Von 27. Dezember 2020 bis 13. August 2021 zählte die BASG 35.632 vermutete Nebenwirkungen und 138 Todesfälle. Doch Vorsicht: Damit ist nicht gesagt, dass die Impfung tatsächlich die Ursache ist. Es handelt sich lediglich um Verdachtsfälle, die von Patienten und Menschen in Gesundheitsberufen gemeldet werden. Der zeitliche Zusammenhang mit der Impfung kann auch Zufall sein. Gerade im Fall von älteren Menschen ist die Chance groß, im selben Zeitraum aus ganz anderen Gründen zu erkranken. Symptome wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit sind auch ohne Impfung alltäglich.

138 Todesfälle in zeitlicher Nähe

Von den 138 Todesfällen in zeitlicher Nähe zu einer Impfung wird bisher nur in einem, bereits bekannten Fall ein kausaler Zusammenhang gesehen – jenem einer 49-jährigen Frau, die an Gerinnungsstörungen verstorben ist. In 79 weiteren Fällen laufen die Untersuchungen noch. Bei 34 Menschen bestanden schwere Vorerkrankungen, die vermutlich todesursächlich waren, 20 weitere waren zum Zeitpunkt der Impfung bereits mit Covid-19 infiziert und starben im Zuge der Erkrankung. Bei vier Patienten konnte aufgrund eines Obduktionsberichts ein Zusammenhang mit der Impfung ausgeschlossen werden. Als Krankheitsbilder führt das BASG Thrombosen und Herzmuskelentzündungen an.

Bei 197 Patienten wurden die Nebenwirkungen als lebensbedrohlich gemeldet, davon haben sich bis dato 97 vollständig erholt. Der Rest der Fälle ist noch in Abklärung, oder es lagen keine weiteren Informationen vor. In 1.087 Fällen war im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung ein Spitalsaufenthalt notwendig.

Hauptsächlich harmlose Leiden

Am häufigsten aber wurden Kopfweh, Fieber, Schmerzen an der Impfstelle, Müdigkeit und Gelenksschmerzen wahrgenommen. Der Impfstoff von Astra Zeneca weist dabei eine deutlich höhere Melderate auf als die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna, was aber auch daran liegen könnte, dass Ersterer wegen negativer Schlagzeilen unter besonderer Beobachtung stand. Menschen bis 65 Jahre meldeten weitaus häufiger Nebenwirkungen als die Generation 65 plus, zwei Drittel der gut 35.000 Fälle entfallen auf Frauen.

Zur Einordnung: Derzeit haben etwa fünf Millionen Menschen in Österreich eine vollständige Impfung hinter sich.

Impfung ist sehr wirksam

Der BASG-Bericht verlinkt auch Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) über die Wirksamkeit der Impfung. Demnach ist seit Anfang Februar bei 2.871 Menschen ein sogenannter Impfdurchbruch – Covid-19-Erkrankung mit Symptomen trotz vollständiger Impfung – aufgetreten. Das sind 1,91 Prozent aller im gleichen Zeitraum registrierten symptomatischen Corona-Fälle.

Die Ages errechnet aus den Daten somit eine Impfeffektivität von 91 Prozent: Von 100 vollständig geimpften Personen seien 91 vor einer symptomatischen Corona-Infektion geschützt. Da Erkenntnisse aus anderen Ländern überdies zeigten, dass die Erkrankungen bei Impfdurchbrüchen "weitestgehend mild" verliefen, so die Conclusio, belegten die Zahlen "eine hohe Wirksamkeit der Impfung". (Gerald John, 20.8.2021)