Am dritten Urlaubstag, beim Blick auf die alten, zugigen Kastenfenster des Hauses, ist mir endgültig der Geduldsfaden gerissen. Aber der Reihe nach: Im Jänner habe ich bei mehrere Fensterfirmen angefragt, was ein Tausch der Fenster kosten könnte. Unnötig zu sagen, dass wir nie einen Kostenvoranschlag erhielten.

Baustelle statt Urlaub. Übers erste Jahr gerechnet spart das tausende Euro, und langfristig nutzt es auch der Umwelt.
Foto: Gluschitsch

Das störte auch nicht sonderlich, war uns doch eh schon klar, dass das alles einen riesigen Haufen Geld kosten wird. Denn wir brauchen Maßfenster mit einem Rundbogen.

Im Urlaub, im Juni, fiel mir ein, dass die Chance, im nächsten Winter wieder bei den schlecht schließenden Kastenfenstern rauszuheizen, rasant stieg. Was für mich noch schlimmer ist, als viel Geld zu investieren.

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Zwei Stunden später war ich zurück vom Baumarkt, mit Schleifpapier, Silikon, Holzöl, Pinsel, Spachteln und Holzkitt. Eine halbe Stunde später hatten wir am Durchgang zur Terrasse keine Fenster, keine Türen mehr im Rahmen. "Italien?", fragte meine Frau vorsichtig, fast schon resignierend.

Italien war für diesen Sommer erledigt. "Ich habe drei Wochen Urlaub und damit genug Zeit, die Fensterfront für den nächsten Winter fit zu machen." Das darauffolgende Lachen müssten Sie eigentlich gehört haben.

Vier Arbeitstage hat es gedauert, bis allein der gesamte Fensterstock geschliffen war. Erst kamen mit einem 40er-Papier der gröbste Dreck und die alte Farbe runter, damit ich die schadhaften Stellen mit Holzkitt ausbessern konnte. Mit dem 80er hab ich nachgeputzt und damit auch die Winkel und Ecken mit der Hand geschliffen, in die ich mit der Schleifmaschine nicht kam. Dann 120er. Zum Schluss mit einem 240er feinschleifen, bis das Holz so angenehm anzugreifen ist, dass man kaum die Finger davon lassen kann.

Hoher UV-Schutz

Statt Lasur oder Lack habe ich mich für ein Gartenmöbel-Öl entschieden. Das lässt Wasser schnell abperlen – was in dem Fall weniger relevant ist, weil diese Fenster eh gut vor Regen geschützt sind – und hat einen hohen UV-Schutz. Der war mir wichtig. Damit habe ich alles dreimal gestrichen. Ob die Entscheidung für dieses Öl die richtige war, kann ich Ihnen wohl leider erst in zwei Jahren sagen.

Mit den eh wenigen Verpflichtungen, die wir sonst wahrnahmen, waren nach einer Woche wieder Türen und Fenster im Durchgang zur Terrasse. Glaubt man gar nicht, wie die einem fehlen können – bis um drei Uhr Früh die Nachbarskatze im Bett steht.

Nach drei Wochen Urlaub waren auch schon zwei der vier Türen fertig, und zwei der acht Fenster. Also geschliffen und gestrichen. Abgedichtet ist noch immer nichts.

Billig abdichten

Das mache ich am Schluss, nach einem Tipp von meinem Nachbarn – einem Glaserer, der bei so einem Projekt Gold wert ist. Die Lücken werde ich einfach mit Silikon abdichten. Aber vorher muss man natürlich – am besten mit einer Kunststofffolie, die man fest am Stock oder Fenster fixiert – darauf achten, dass das Silikon nicht an beiden Seiten haften kann, sonst bleiben die Fenster für immer zu. Es ist nicht die schönste, aber günstigste und eine sehr effektive Lösung. Und bei Kastenfenstern müssen die äußeren Fenster weniger dicht als die inneren sein, sonst sammelt sich Feuchtigkeit im Kasten.

Unterm Strich habe ich mir – und der Umwelt – neue Fenster erspart, den Urlaub in Italien und im Gegenzug 200 Euro investiert. Bier nicht mitgerechnet, das hätte ich ja so auch getrunken. Bis Anfang Oktober möchte ich nun fertig werden. Fesch wird’s. Wenn es bis dahin wirklich fertig wird. Es ist viel Arbeit, aber inzwischen bin ich froh, dass mir keine Fensterfirma ein Angebot gemacht hat. (Guido Gluschitsch, 21.8.2021)