Das Interview von CBS wurde zum Teil virtuell abgehalten.

Foto: CBS

In fünf Jahren, so Mark Zuckerberg, wird man Facebook nicht mehr als Social-Media-Plattform bezeichnen, sondern als "Metaverse". Der Begriff stammt aus dem Buch "Snow Crash" aus dem Jahr 1992, das auf ein Zusammenwachsen von physischer, augmentierter und virtueller Realität in einem Onlineraum verweist. Dieses Universum will Zuckerberg schaffen. Ein Schritt dorthin sollen die neuangekündigten "Horizon Workrooms" werden, die uns in virtuelle Büroräume versetzen, wo man inmitten seiner Kolleginnen und Kollegen sitzen und arbeiten wird.

Aus einer anderen Welt

"Mark, ich bin hier. Oh, mein Gott. Du hast ja Sommersprossen im Gesicht!" Es wirkt bizarr, wie sich die CBS-Moderatorin über ihr erstes Virtual-Reality-Interview freut. Den Ort für das exklusive Interview mit CBS hat sich der Gastgeber Mark Zuckerberg ausgesucht. Mittels seines neuesten VR-Projekts "Horizon Workrooms" soll der Büroalltag künftig mit einer VR-Brille auf dem Kopf bewältigt werden.

Das eingangs angesprochene Metaverse sieht Zuckerberg als den logischen nächsten Schritt zum Internet. "Man muss es sich so vorstellen", erklärt der Facebook-Chef. "So wie wir jetzt von außen auf das Internet schauen, so werden wir im nächsten Schritt ein Teil davon sein." Es soll wieder ein Ort werden, ähnlich wie Facebook zuvor, wo man sich mit Freunden trifft, oder aber mit Arbeitskollegen.

"Workrooms" ist ein Virtual-Reality-Dienst, der den Arbeitsalltag in virtuelle Welten auslagern soll. Bei Facebook arbeite man schon seit Monaten so, bestätigt Zuckerberg. "Es fühlt sich wirklich so an, als wäre man mit seinen Kollegen vor Ort", schwärmt der Mann, der 2014 die Firma Oculus kaufte, die damals schon eine VR-Brille auf dem Markt hatte. "Workrooms" läuft auf der Oculus Quest 2, dem aktuellsten Modell der VR-Brille.

Raster aus Gesichtern

Der größte Vorteil gegenüber den typischen Videocalls, die mittlerweile zum Tagesgeschäft vieler Unternehmen gehören, sei, dass man nicht auf einen Raster voller Gesichter blickt, sondern wie im echten Leben in einem Raum sitzt, der von Menschen bevölkert ist. Wichtig dabei sei, dass Gesten und Mimik möglichst glaubwürdig durch die einzelnen Avatare übertragen werden. Ein wichtiger Faktor sei auch Spacial Audio, damit die Gesprächspartner auch akustisch richtig verortet werden können und sich der Eindruck der Augen und der Ohren nicht widerspreche.

Das Ziel ist laut Zuckerberg, dass Menschen von überall auf der Welt arbeiten können und trotzdem in einem Raum, wenn auch nur einem virtuellen, gemeinsam mit Arbeitskollegen sitzen können. Die Moderatorin, die das Interview mit dem Konzernchef führt, spricht Zuckerberg auch darauf an, dass sie das persönliche Zusammentreffen mit Arbeitskollegen vermisse und genau das natürlich auch durch "Workrooms" nicht ersetzt werden könne.

Zuckerberg weicht aus, argumentiert mit Leuten, die eher introvertiert sind oder lieber bei ihrer Familie bleiben. Auch das Arbeiten in anderen Ländern würde so stark erleichtert werden – die Arbeitswelt werde sich einfach in diese Richtung verschieben, und "Workrooms" solle ein Teil davon werden, so Zuckerberg.

Bereits 2016 zeigte sich Zuckerberg begeistert von VR. Damals sah er die Technologie noch als eine zu integrierende Erweiterung für Facebook.
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Virtuelle Zukunft

Mehr als zwei Jahre arbeite man bereits an dem Projekt, und die Entwicklung dauere noch an. "In fünf bis zehn Jahren tragen wir alle Brillen, mit denen wir Informationen eingeblendet bekommen und die uns das Arbeiten in virtuellen Räumen mit einfachen Mitteln ermöglichen werden", sagt Zuckerberg.

Die Moderatorin zeigt sich begeistert und vergisst dabei fast, dass sie zu Beginn des Beitrags in Richtung einer Zuckerberg-Videoeinblendung noch meinte: "Ja, das ist der echte Mark Zuckerberg." Offenbar geht sie davon aus, dass die Zuseher mittlerweile den echten vom virtuellen Facebook-Chef gar nicht mehr unterscheiden können. Scheinbar ist das Metaverse schon gestartet. (aam, 20.8.2021)