Eines der legendären Festivalcover, designt von Demner & Merlicek; hier in einer sanften Weiterverarbeitung der VHS Hietzing.

VHS Hietzing

Bevor die Bühnen ihre Saison starten, schlüpfen die Wiener Festwochen mit dem zweiten Teil ihres Spielplans in die Löcher, die der Kalender zwischen Spätsommer und Herbst übriglässt. Eine publikumsfreundliche Tat ist bereits vollbracht: Mit Hinblick auf das 70-Jahr-Jubiläum wurde ein Online-Archiv geschaffen, in dem alle Programmhefte seit 1951 einsehbar sind – jede Seite jedes Jahresprogrammhefts der letzten siebzig Jahre ist gelistet. Das Archiv soll weiterwachsen und die Vergangenheit plastisch werden lassen.

Nach der "tragic misery" hat sich die Stadt Wien 1951 zu einem kulturellen Neustart entschlossen und rief die Wiener Festwochen aus, im Zeichen der "Menschenbrüderlichkeit". Unter dem Motto "Unsterbliches Wien" waren alle Sparten vertreten: Konzertprogramme, Richard Teschners "Figurenspiegel", Grete-Wiesenthal-Tänzerinnen in Schönbrunn, Musicalcomedy im Augarten, Aufführungen in der Staatsoper, Josefstadt, Volkstheater, Burgtheater (damals noch im Ronacher-Gebäude), Ausstellungen an über einem Dutzend Standorten, sogar Sportveranstaltungen gehörten dazu.

Wiederaufbau-Elan

1952 waren es internationale Kongresse, die mit den Festwochen synchron verliefen – man wusste Synergien zu nutzen. Kurios: Sogar der ÖAMTC veranstaltete 1952 aus Anlass der Festwochen eine Zielfahrt nach Wien.

Die Hefte sind Ausdruck ihrer Zeit, so spiegelt sich etwa in den ersten Jahrzehnten der Wiederaufbau-Elan in Inseraten wider. Und es gab Festwochen-Sammelbilder auf Zigarettenpackungen – ein Relikt vergangener Zeit. Bis zu 160 Seiten umfassen die informativen und grafisch denkwürdigen Hefte.

In der Gegenwart läutet die französische Performerin und Bühnenschwerarbeiterin Phia Ménard mit ihrer actionreichen Trilogie des Contes Immoraux (pour Europe) am 24. August die zweite Tranche der Festwochen ein – gefolgt von Alexander Zeldins Love, dem Nature Theater und anderen. (afze, 21.8.2021)