"Die Telefone läuten bei uns tatsächlich den ganzen Tag. Abgehoben wird eigentlich so gut wie nie, außer wir können sehen am Display, dass es eine interne Nummer ist oder ein Vorgesetzter, ansonsten wird das Telefon ignoriert."

Das ist österreichischer Bürokratismus in vollendeter Form, oder?

Bei der Magistratsabteilung 35 hebt niemand ab.
Foto: Regine Hendrich

Ein anonymer Mitarbeiter der Wiener MA 35 bestätigt, dass Anträge auf Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung monatelang unbearbeitet liegen blieben. Gut, mit Corona wurde der persönliche Amtsverkehr drastisch eingeschränkt, und die telefonischen Anfragen stiegen sprunghaft an. Aber die MA 35 (Einwanderung und Staatsbürgerschaft) hatte schon vorher den Ruf von Unfreundlichkeit und Langsamkeit. Dabei gilt das bei weitem nicht für alle Kundendienststellen der Stadt Wien. Deren Serviceleistung hat sich in den letzten Jahren eindeutig verbessert, und die Kultserie MA 2412 ist zwar phänomenologisch gut getroffen, aber doch mehr Fiktion.

Aber was ist los mit der MA 35? Liegt es an der Zuständigkeit für Einwanderung und Staatsbürgerschaft? Hat sich dort ein derartiges Ressentiment aufgebaut, weil man es eben mit "Auslända" zu tun hat? Aber es berichten auch deutsche Antragsteller von einem Weg durch die bürokratische Vorhölle.

Die Zahl der Mitarbeiter wurde jetzt aufgestockt, aber da ist offenbar auch ein Bedarf an grundlegenden Reformen. (Hans Rauscher, 20.8.2021)