Zusammenschluss von Identitäten bei Michikazu Matsune

Foto: Susanna Hofer

Wien – Die Identität eines Menschen lässt sich über unterschiedliche Lebensbereiche definieren: körperliche Merkmale, Kleidungsstil, Vorlieben, Herkunft oder Beruf. Mit dem Konstrukt Identität, vor allem, wenn es einem von außen auferlegt wird, befasst sich der gebürtige Japaner Michikazu Matsune.

Seit den 1990ern lebt er in Wien und zeigt seine neueste Performance Mitsouko & Mitsuko erstmals bei den Wiener Festwochen. Zwei Frauen mit beinahe gleichen Namen stehen hier im Mittelpunkt. Die eine ist die reale historische Persönlichkeit Mitsuko CoudenhoveKalergi, die mit ihrem Mann von Japan nach Österreich zog und deren Sohn Richard Coudenhove-Kalergi 1937 für die Einigung Europas eintrat. Zusammenschluss oder Zusammenbruch heißt sein Essay, der Teil von Matsunes Projekt ist.

Wahre und erfundenen Begebenheiten

Die zweite Frauenpersönlichkeit ist die fiktive Romanfigur Mitsouko Yorisaka, die sich vor dem Hintergrund des Russisch-Japanischen Kriegs 1904/05 in einen britischen Marineoffizier verliebt. Nach ihr ist auch ein Parfum benannt. Von hier aus bildet Matsune eine Assoziationskette aus wahren und erfundenen Begebenheiten, Biografien und Identitätskonstruktionen: Die Geschichten der beiden Frauen "widerspiegeln die turbulenten Zeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts."

Das Parfum, das 1919 in Paris zum ersten Mal hergestellt wurde, werde auch heute noch verkauft: "Ich stieß in einem Kaufhaus im Zentrum von Wien darauf", so Matsune. Neben den Liebesgeschichten spielt auch die "Gelbe Gefahr", der Fremdenhass und die Angst vor den Asiaten, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa kamen, eine zentrale Rolle.

Eine weiterer Bezug Matsunes zu den beiden Frauen: Mitsuko Coudenhove-Kalergi startete ihre Reise nach Österreich vom Hafen in Kobe aus, der Geburtsstadt des Choreografen und Künstlers. (kst, 21.8.2021)