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30. Oktober 1974 in Kinshasa: Der Rumble in the Jungle.

Foto: AP

Muhammad Ali war mehr als ein Boxer. Er war ein Denker, ein Aktivist. Er verweigerte den Wehrdienst in Vietnam und riskierte damit auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Leistungsfähigkeit die Karriere. Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner ein und zog sich den Zorn des Establishments zu. 2016 verstarb Ali im Alter von 74 Jahren. Sein Erbe wirkt fünf Jahre später ungebrochen nach. Ob im eben veröffentlichten Dokumentarfilm City of Ali oder in der Graphic Novel Muhammad Ali, Kinshasa 1974. Ali ist überall.

Ein Crashkurs in Sachen Graphic Novels: Sie gehören der Gattung der Comics an und nehmen sich komplexerer Inhalte an. Klassiker des Genres sind etwa die Holocaust-Erzählung Maus von Art Spiegelman oder Persepolis von Marjane Satrapi über eine Kindheit im Iran (und eine Jugend in Wien).

Kinshasa 1974 erzählt die Geschichte des wohl größten Boxkampfs aller Zeiten. In dem als "Rumble in the Jungle" titulierten Fight standen sich Muhammad Ali und George Foreman gegenüber. Der amtierende Schwergewichtsweltmeister Foreman galt als klarer Favorit. Er war jünger, stärker, brachialer – aber längst nicht so ausgefuchst wie sein Gegner. "Ali Bomayé!", riefen die Kongolesen. "Ali, töte ihn!"

Die Seile genutzt

Wie konnte das passieren? "Ich bin doppelt so schwarz wie Ali. Trotzdem hassen mich die Leute", wird Foreman zitiert. Nun, Ali reiste als Unterstützer der antikolonialen Befreiungskämpfe nach Zaire, Foreman mit einem Schäferhund. Der Vierbeiner galt als Symbol der verhassten belgischen Kolonialherren. Ali brachte 60.000 Fans im Stade Tata Raphaël hinter sich. Zunächst schien Foremans Urgewalt den Kampf zu entscheiden, doch Ali hatte sich eine Strategie zurechtgelegt: Rope-a-dope! Er hing nicht in den Seilen, nein, er nutzte sie zu seinem Vorteil. Der Rest ist Geschichte. Dieser Rest machte Muhammad Ali nachhaltig zum G.O.A.T, also zum Greatest Of All Time.

Muhammad Ali, Kinshasa 1974 wurde nach einer Idee des französischen Autors Jean-David Morvan gestaltet und ist mit Originalfotografien des iranisch-französischen Fotojournalisten Abbas versehen. In Rückblenden wird die Kindheit der beiden Kontrahenten aufgearbeitet, unangenehme Details wie die mörderische Vergangenheit von Promoter Don King werden nicht ausgespart. Auf der Strecke bleibt in der Übersetzung hingegen Alis ausgeprägtes Faible für Reimstrukturen, die die Kultur des Battle-Raps quasi vorwegnahmen – deshalb an dieser Stelle ein Original: "Float like a butterfly, sting like a bee – the hands can’t hit, what the eyes can’t see!"(Philip Bauer, 20.8.2021)