Anfang August hat die Opec die Förderung um 400.000 Fass am Tag erhöht, ab September soll noch mehr Öl auf den Markt kommen.

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Die internationalen Ölmärkte sind wieder in Bewegung. Statt hinauf, wie die meiste Zeit in den vergangenen Wochen, geht es mit den Rohölpreisen jetzt wieder hinab. Mit etwas mehr als 66 Dollar je Fass (159 Liter) war die Nordseesorte Brent zum Wochenschluss so günstig wie seit Mai nicht mehr.

Im Wochenabstand beträgt der Preisrückgang der für Europa preisbestimmenden Ölsorte rund sechs Prozent. Gegenüber dem Höchststand von 75,60 Dollar je Fass in der ersten Julihälfte beträgt der Abschlag rund 14 Prozent.

Auch die Preise für US-Leichtöl sind gefallen. Ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete am Freitag mit 63,11 Dollar um 0,6 Prozent weniger als tags zuvor; es war damit ebenfalls günstig wie seit drei Monaten nicht mehr.

Durchschnittspreise in Österreich weiter hoch

An den heimischen Zapfsäulen hat sich das billigere Öl bisher nicht niedergeschlagen. Die Durchschnittspreise für Benzin liegen laut einer Erhebung des ÖAMTC noch immer deutlich über der Schwelle von 1,30 Euro je Liter, für Diesel sind im Österreichschnitt weiterhin mehr als 1,23 Euro zu zahlen.

Woran das liegt? Möglicherweise daran, dass Verbilligungen bei Rohöl immer mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung weitergegeben werden. Eine Untersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde im Jahr 2008 hat gezeigt, dass sich Ölpreissenkungen bei Diesel erst am dritten nachfolgenden Tag an der Tankstelle niederschlagen, bei Benzin gar erst am vierten Tag. Seither hat es keine diesbezüglichen Untersuchungen mehr gegeben.

Dollar ist Verrechnungswährung für Öl

In der aktuellen Situation kommt noch hinzu, dass sich der Dollar gerade in einer Aufwärtsbewegung befindet. Das ist insofern nicht unerheblich, als die US-Währung das Zahlungsmittel schlechthin im internationalen Rohölhandel ist. Je fester der Greenback, desto teurer wird der Öleinkauf für Länder außerhalb der Dollarzone. Dieser Effekt scheint den gegenwärtigen Preisrückgang bei Rohöl in Europa zumindest teilweise aufzuheben. Und wie erklärt sich die derzeitige Stärke der US-Währung?

Der Dollar ist aufgrund von Befürchtungen einer Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftsaufschwungs infolge zunehmender Covid-19-Fälle von Anlegern stark gefragt. Signale der US-Notenbank Fed, die Konjunkturmaßnahmen zurückzufahren, haben das noch verstärkt. Ein festerer Dollar übt tendenziell Druck auf Rohstoffe aus, die in der US-Währung gehandelt werden – wie eben Öl oder Industriemetalle wie Kupfer; sie werden für andere Währungsinhaber teurer.

"Es ist ein sehr nervöser Markt, und das wird wahrscheinlich auch so bleiben, bis wir kommende Woche in Jackson Hole Klarheit bekommen", erwartet der Rohstofffachmann Ole Hansen von der dänischen Saxo Bank mit Blick auf das jährliche Wirtschaftssymposium in Wyoming. Sorge bereite vielen Anlegern vor allem China, wo wegen abgeschwächter Wirtschaftsdaten die bis dato starke Ölnachfrage ziemlich schnell nachgelassen habe.

Opec berät am 1. September

Derweil wird gerätselt, ob die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) bzw. der um Russland und andere Ölexporteure erweiterte Kreis der Opec+ eingreifen wird, um den Verfall der Ölpreise zu stoppen. Das Ölkartell, das am 1. September die aktuelle Situation beraten will, hat während der Pandemie oft auf einen starken Rückgang der Ölpreise reagiert. Bezugnehmend auf einen Beschluss im Juli produzieren die Länder der Opec+ seit August um 400.000 Fass mehr.

Die höchsten in Österreich zu beobachtenden Preise lagen am Freitag nach Auskunft des ÖAMTC bei 1,629 Euro (Diesel) bzw. bei 1,669 Euro (Benzin), die Tiefstpreise bei 1,109 (Diesel) bzw. 1,209 Euro je Liter (Benzin).

(Günther Strobl, 21.8.2021)