Im Regional- und S-Bahn-Verkehr erwartet die Deutsche Bahn trotz Streiks ein Fahraufkommen von etwa 40 Prozent.

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Wien/Berlin – Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihren Streik bei der Deutschen Bahn am Montagfrüh auch auf den Personenverkehr ausgeweitet. Bis Mittwochfrüh, zwei Uhr, müssen sich Millionen Reisende auf massive Einschränkungen vor allem im Fernverkehr einstellen. Betroffen sind auch Verbindungen von und nach Österreich.

Der Notfahrplan der Deutschen Bahn während des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) laufe allerdings stabil, hieß es vonseiten des Konzerns. "Im Fernverkehr kommen mehr Züge als noch im ersten GDL-Streik zum Einsatz", teilte die Deutsche Bahn Montagmittag mit. Anstatt der zuvor angekündigten 25 Prozent will das Unternehmen demnach rund 30 Prozent der sonst üblichen Zugfahrten auf die Schiene bringen.

40 Prozent der Züge unterwegs

Im deutschen Regional- und S-Bahnverkehr ändere sich indes nichts, hieß es weiter. Dort seien 40 Prozent der Züge unterwegs. "Hier schwankt jedoch die Anzahl der angebotenen Züge je nach Region stark." Die betroffenen Reisenden zeigten sich gut informiert. Viele hätten ihre Reise auf das Wochenende, vor allem den Sonntag vorgezogen. Vom Streik betroffene Tickets können noch bis 4. September flexibel genutzt werden. Seit Freitag seien rund 33.000 Anrufe bei der Streik-Rufnummer der Bahn eingegangen.

Die Bahn scheiterte am Sonntag beim Versuch, den Streik im Personenverkehr noch abzuwenden. Sie erklärte sich bereit, über eine Corona-Prämie für die Beschäftigten, eine der GDL-Forderungen, zu verhandeln. Die GDL sah darin jedoch ein "Scheinangebot" und hielt an den Streikplänen fest. Bereits seit Samstag haben GDL-Mitglieder im Güterverkehr die Arbeit niedergelegt.

Der Konzern geht davon aus, dass sich der Fernverkehr im Laufe des Mittwochs wieder normalisieren wird. Es ist bereits die zweite Streikwelle im laufenden Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der GDL. Vor rund zwei Wochen hat die Gewerkschaft bereits zwei Tage lang große Teile des Personenverkehrs lahmgelegt. Dieses Mal hatten die Reisenden allerdings länger Zeit, sich auf den Arbeitskampf einzustellen.

Verbindungen in Österreich betroffen

In dem Tarifstreit geht es unter anderem um mehr Geld für die Beschäftigten. Über die Höhe der künftigen Löhne und Gehälter sind sich beide Seiten einig: 3,2 Prozent mehr soll es geben. Aber über den Zeitpunkt der Auszahlung besteht Uneinigkeit. Offen sind außerdem Fragen zur Betriebsrente, die Höhe einer möglichen Corona-Prämie für die Beschäftigten sowie zum Einflussbereich der GDL.

Ausfälle im ÖBB-Netz

Der Streik wird voraussichtlich auch Verbindungen von und nach Österreich betreffen. Einige ÖBB-Nachtzüge über Deutschland fallen während des Streiks aus, Bahnverbindungen im Personen-Tagesfernverkehr von und nach Deutschland sind teilweise betroffen, wie die ÖBB auf APA-Anfrage mitteilte. Man stehe mit der Deutschen Bahn in Kontakt, um etwaige Auswirkungen auf Bahnkunden und das ÖBB-Netz zu minimieren. Die ÖBB bittet die Fahrgäste, sich vor Fahrtantritt über ihre geplanten Verbindungen in Scotty, der ÖBB-App oder beim ÖBB-Kundenservice unter 05-1717 im Voraus zu informieren.

Welche Züge betroffen sind

Laut aktuellem Stand verkehren während des geplanten deutschen Bahnstreiks ICE-Züge über Passau nach Wien Hauptbahnhof in Österreich planmäßig, in Deutschland kommt es zu einem Ausfall. Bei den EC-Zügen Tauern/Ennstal über Salzburg kommt es voraussichtlich zu einem Ausfall im Bereich der Deutschen Bahn, eine Wende auf Gegenzug ist in Salzburg vorgesehen. Bei den EC-Zügen Zürich/München über Lindau können zwischen 6 und 18 Uhr einige Zugverbindungen – das sind die Züge 198, 97, 192 und 193 – mithilfe von ÖBB-Lokführern sichergestellt werden.

Im Personenfernverkehr sind laut ÖBB folgende Züge nicht betroffen: Ost-West-Verbindungen (Wien – Salzburg – Bregenz oder Zürich), die Railjet-Züge Wien von/nach München und EC-Züge Italien – Innsbruck – München über Kufstein.

Nachtzugverbindung ab Mittwoch wieder regulär

Die Züge 110 und 111 verkehren planmäßig bis und ab Salzburg, auch planmäßig fährt der IC 118 und 119 bis/ab Lindau. Ebenfalls sind laut ÖBB im Personennahverkehr keine Auswirkungen im Raum Salzburg und Kufstein in Richtung Bayern zu erwarten, weil dort Züge privater Verkehrsunternehmen unterwegs sind. Im Nahverkehr in Vorarlberg zwischen Bregenz bis Lindau gibt es einen planmäßigen Betrieb mit ÖBB-Lokführern, und im Nahverkehr in Tirol ist im Zugverkehr Innsbruck–Seefeld–Scharnitz der ÖBB-Abschnitt bis Scharnitz garantiert. Die Weiterfahrt nach Garmisch und München soll weitgehend möglich sein.

Folgende ÖBB-Nachtzugverbindungen können wegen des Bahnstreiks in Deutschland ab Sonntag, 22. August, nicht geführt werden: Wien–Hamburg, Innsbruck–Amsterdam, Hildesheim–Hamburg und Zürich–Berlin. Bei der Verbindung Wien-Berlin gibt es nur einen Kurswagenteil nach Warschau. Zusätzlich ab Montag, 23. August, entfallen die Nachtzüge Salzburg–München und Köln West–Brüssel Midi. Bei der Verbindung Berlin–Wien gibt es nur einen Kurswagenteil aus Warschau. Ab kommenden Mittwoch, 25. August, werden die Nachtzüge laut ÖBB wieder regulär unterwegs sein. (APA, dpa, 23.8.2021)