Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock im ARD-Sommerinterview.

Foto: ARD-Hauptstadtstudio/Tanja Schnitzler

Kein Kommentar. In der Angelegenheit sei alles gesagt. So antworteten die Grünen auf die Anfrage des Ö1-"Morgenjournals" bezüglich einer Stellungnahme zur Position der ÖVP in der Frage der Afghanistan-Krise. In der Reaktion lässt sich die ganze Resignation einer Partei ablesen, der klar geworden ist, dass sie in wesentlichen Fragen nichts ausrichten wird können.

Freie Fahrt also für Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) , der die Menschen in Afghanistan zu Nummern degradiert, wie zuletzt im Puls-4-"Sommergespräch". Freie Fahrt für den Innenminister, der Hilfe vor Ort einfordert und "Alternativen" für die Europäische Menschenrechtskonvention fordert. Freie Fahrt für eine Regierung, die jegliche Verantwortung ablehnt. Ist Schweigen Zustimmung?

Grüne Kanzlerkandidatin Baerbock: "Wir schaffen das"

Szenenwechsel. In Deutschland lässt die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock beim ARD-Sommerinterview mit dem Satz "Wir schaffen das" aufhorchen. Baerbock warf mit dem Satz nicht ihrer Partei aufmunternde Worte zu, sondern appellierte ans deutsche Wir-Gefühl im Bann der Corona-Krise. Heikel, denn mit diesem Satz verbrannte sich 2015 Kanzlerin Angela Merkel während der Flüchtlingskrise die Finger. Baerbock hat vieles falsch gemacht, nachgereichte Nebeneinkünfte, Ungenauigkeiten in Lebenslauf und Textarbeit. Für viele ist sie durch ihren lockeren Umgang mit Wahrheiten unwählbar geworden. Von Resignation ist dennoch keine Spur, und es klingt nicht wie der Mut der Verzweiflung, wenn Baerbock sich nach wie vor kämpferisch gibt. Ob die Grünen in Deutschland eine Regierungsbeteiligung schaffen, wird sich zeigen. Bis jetzt haben sie wenigstens alles versucht. (Doris Priesching, 23.8.2021)