Die App warnt subtil vor Taliban-Streitkräften, etwa wenn man von Straßensperren spricht und nicht von Kontrollen.

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Für Menschen in Afghanistan ist es zunehmend schwieriger, an glaubwürdige und aktuelle Informationen darüber zu gelangen, was in ihrem Land gerade passiert. Das Start-up Ehtesab aus Kabul hat deshalb eine App entwickelt, die von geprüften Nutzern Informationen eingespielt bekommt, etwa wo gerade ein Stromausfall ist oder Bomben für ein Verkehrschaos gesorgt haben.

Nachrichten in Echtzeit

Das Wort Ehtesab heißt übersetzt so viel wie "Rechenschaft". Die App selbst wurde im März 2020 veröffentlicht und ist dazu gedacht, den Einwohnern Informationen über die Sicherheit im Land auf einem sehr schnellen Weg zur Verfügung zu stellen. In Echtzeit und mit Push-Möglichkeit können sich Afghanen dadurch über Risiken in ihrer näheren Umgebung informieren.

20 Personen arbeiten bei dem Start-up, erzählt Gründerin Sara Wahedi der Website "Rest of World". Aktuell seien alle dazu aufgerufen, von zu Hause zu arbeiten, da aufgrund der Eroberung Kabuls durch die Taliban ihre Sicherheit nicht gewährleistet werden könne. In den lokalen Nachrichten würden die Taliban nicht erwähnt, erzählt Wahedi. Man müsse sich andere Wege suchen, um vor ihnen zu warnen.

So nennt man in der App eine Straßensperre, ohne zu sagen, dass es sich um eine direkte Gefahr für die Bevölkerung handle. Wenn die Plattform dann Anschuldigungen erhebt, man würde sie als Gefahr betiteln, könne man die Information mit der Beeinflussung der Bewegungsfreiheit begründen.

Schweigen unmöglich

Schweigen wolle man nicht, so Wahedi, weil die Taliban dadurch "die Oberhand" gewinnen würden. Hingegen sei man speziell der jüngeren Generation verpflichtet, die in Kriegszeiten aufgewachsen sei. (red, 23.8.2021)