Demir im Gespräch mit Foda beim ÖFB-Lehrgang im März.

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Wien – Teamchef Franco Foda gibt am Dienstag (11.30 Uhr, live ORF Sport+) seinen ersten Kader nach der EM bekannt. Zwei Ausfälle von Leistungsträgern zwingen ihn zum Improvisieren. Rechtsverteidiger Stefan Lainer fehlt wegen eines am Samstag erlittenen Knöchelbruchs, Stürmer Sasa Kalajdžić wegen seiner schweren Schulterverletzung. Für das 25-köpfige Aufgebot, das laut ÖFB-Angaben zu erwarten ist, kommt dafür Barcelona-Youngster Yusuf Demir infrage.

Demir absolvierte am Samstag in der Liga seinen ersten Pflichtspieleinsatz für den FC Barcelona. Bei der EM war der damalige Rapid-Youngster auf der Abrufliste gestanden. Im ÖFB-Team hatte er aber bereits im März im WM-Quali-Heimspiel gegen die Färöer (3:1) debütiert. Der Offensivmann avancierte mit 17 Jahren, neun Monaten und 26 Tagen nach David Alaba und Hans Buzek zum drittjüngsten ÖFB-Nationalspieler seit dem Zweiten Weltkrieg. Foda hatte Demir schon damals als "Riesentalent" bezeichnet und dessen besondere Stärken in Ballbesitz hervorgehoben. Im Spiel gegen den Ball gibt es dagegen noch Verbesserungspotenzial.

Comeback von Grbić?

Die Österreicher treffen bei der Fortsetzung der WM-Quali nächsten Mittwoch (1. September) in Chisinau auf die Republik Moldau. Darauf folgen ein weiteres Auswärtsspiel gegen das von Ex-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner betreute Israel (4. September) sowie eine Heimpartie in Wien gegen Schottland (7. September). Unter Umständen könnte Demir vorerst aber auch bei der U21 verbleiben, für die er im Juni zum Auftakt der EM-Quali gegen Estland (2:0) brilliert hatte. Die Auswahl von Werner Gregoritsch gastiert in der EM-Quali am 3. September in Norwegen und empfängt am 7. September in Ried Aserbaidschan.

In der Offensive des A-Teams fehlt Kalajdžić. Anstelle des Stuttgart-Angreifers, der laut Klub-Angaben "drei bis vier Monate" ausfallen dürfte, könnte der kurz vor der EM dem Rotstift zum Opfer gefallene Adrian Grbić (FC Lorient) ein Comeback geben. Als Rechtsverteidiger ist Philipp Mwene eine Option. Der 27-Jährige war bereits vor der EM in Fodas Großkader gestanden, wartet aber noch auf seinen ersten Lehrgang mit dem Team. Seit seinem Anfang Juni fixierten Wechsel vom FSV Mainz zu PSV Eindhoven ist der Wiener beim niederländischen Vizemeister gesetzt.

Alaba bei Real "von fundamentaler Bedeutung"

Auch Marko Arnautovic steht Foda nach seinem Transfer von China nach Italien künftig wieder uneingeschränkt zur Verfügung. Der Stürmer-Routinier überzeugte bei seinem Ligadebüt für den FC Bologna am Sonntag gegen Aufsteiger Salernitana (3:2) mit einem Treffer. Sein Freund David Alaba dagegen kam mit Real Madrid nicht über ein 3:3 (1:0) bei Levante hinaus. Alaba erhielt als Linksverteidiger zwar gute Kritiken, bei Levantes Führungstor zum 3:2 machte er aber keine gute Figur.

"Er hatte eine perfekte Partie, war der Schlüssel zum ersten Tor von Madrid und gab dem Spiel Rhythmus und Geschwindigkeit – sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung", schrieb die spanische Sportzeitung "As" am Montag über Alaba. "Allerdings begann er in der zweiten Hälfte zu leiden und hatte beim dritten Tor der Gastgeber Pech, als ihm der Ball ungewollt an den Kopf sprang." Alles in allem sei der Wiener für Real aber "in wenigen Monaten zu einem Spieler von fundamentaler Bedeutung" geworden.

Punkte weggeworfen

Ähnlich sah es das Konkurrenzblatt "Marca". "Er sieht wie eine großartige Neuerwerbung aus, auch wenn er vor Levantes drittem Tor ein wenig weich wirkte", meinte die auflagenstärkste Sportzeitung Spaniens. "Als Linksverteidiger fühlte er sich sehr wohl. Er blühte auf der Seite auf und trat viel im Angriff in Erscheinung." Diese Rolle könnte Alaba gegen tief stehende Gegner auch im ÖFB-Team bekleiden.

Für Real-Trainer Carlo Ancelotti war dagegen bei weitem nicht alles gut. Der Italiener, der Alaba bereits bei Bayern München unter seinen Fittichen hatte (2016–2017), bemängelte einen Rückfall seines Teams nach der Pause. "Wir haben zwei Punkte weggeworfen", schimpfte Ancelotti. "Wir hatten alles unter Kontrolle, aber dann sind wir sehr weich gewesen in der zweiten Hälfte. Das ist nicht das, was man von Real Madrid erwartet." Der eingewechselte Vinicius jr. rettete den Madrilenen mit einem Doppelpack zumindest einen Zähler. (APA, 23.8.2021)