Der französische Astronaut Thomas Pesquet (hier beim Training) hat es schon geschafft: Er befindet sich aktuell zum zweiten Mal auf der Internationalen Raumstation.

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Es gibt wohl kaum eine Kindergartengruppe oder Volksschulklasse, in der auf die Frage nach Berufswünschen die Antwort "Astronautin" oder "Astronaut" nicht kommt. Aber wie viele Erwachsene bewerben sich für den herausfordernden und riskanten Job im All, für den man allerhand mitbringen muss? Offenbar mehr, als die Europäische Weltraumorganisation (Esa) erwartet hat: Im Frühjahr gab die Esa bekannt, erstmals seit elf Jahren wieder Raumfahrer zu rekrutieren. Über 23.000 Menschen haben sich seither beworben, wie es in einer Aussendung am Montag hieß.

Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber habe "selbst die optimistischsten Vorhersagen weit übertroffen", heißt es von der Esa. Die unvorhergesehene Flut an Bewerbungen verzögere den Auswahlprozess, man bitte alle Interessenten um Geduld, sagte Guillaume Weerts vom European Astronaut Centre. "Jede Bewerbung soll die gebührende Aufmerksamkeit bekommen, und bei der großen Zahl dauert das einfach länger als gedacht."

Piloten im Vorteil

In einer ersten Vorauswahl wurden bereits Interessierte herausgefiltert, die die Qualifikationen nicht erfüllen. Von den übrigen Bewerberinnen und Bewerbern seien aber mehr als 80 Prozent noch im Rennen, hieß es von der Esa.

Die Anforderungen an den Job sind hoch: Bewerberinnen und Bewerber müssen mindestens einen Master-Abschluss in Naturwissenschaften, Medizin, Ingenieurwissenschaften, Mathematik oder Informatik und mindestens drei Jahre Berufserfahrung haben. Zwar ist eine Pilotenlizenz keine Pflicht, aber jeder sollte die medizinischen Voraussetzungen erfüllen, um eine Lizenz machen zu können. Es muss ein medizinisches Gutachten eingereicht werden. Sehr gutes Englisch wird ebenfalls vorausgesetzt, weitere Fremdsprachen sind von Vorteil.

Zwei Astronautenkategorien

Bewerberinnen und Bewerber sollen eine Körpergröße zwischen 1,50 und 1,90 Meter haben, die Altersobergrenze liegt bei 50 Jahren. Die potenziellen Astronauten müssen im ersten Monat der Ausbildung einen Schwimmtest bestehen und auch bereit sein, längere Zeit unter Wasser zu trainieren. Auch ein Führerschein oder die Bereitschaft, die Fahrerlaubnis zu erwerben, ist Bedingung.

Bis November soll feststehen, wer es in die nächste Bewerbungsstufe geschafft hat. Dann ist der Job aber noch längst nicht fix, erst im Herbst 2022 soll die endgültige Auswahl getroffen werden. Die Esa sucht erstmals nach zwei verschiedenen Kategorien von Astronauten: Karriereastronauten und Reserveastronauten. Von Ersteren sollen vier bis sechs ausgewählt werden – sie sollen als fixe Mitarbeiter der Esa reguläre Weltraumflüge übernehmen. Weiters werden bis zu 20 Reserveastronauten gesucht, die bei ihrem jetzigen Arbeitgeber beschäftigt bleiben und von der Esa vorübergehend für einzelne Missionen angefragt werden. (dare, 23.8.2021)