Wohnen ist durch Corona in den Fokus gerückt.

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Durch die Corona-Krise ist Wohnen in den Fokus gerückt. Zumindest die, die ein Zuhause hatten, waren plötzlich mehr daheim. Angesichts von Jobverlust oder Kurzarbeit wird es bei vielen mit der Miete nun aber eng. Die Arbeiterkammer (AK) geht in Wien von 5.000 drohenden Delogierungen aus.

Zwar sind hier die Wohnkosten im internationalen Vergleich immer noch niedrig, "aber das gilt nicht für alle", betonte AK-Wohnexperte Thomas Ritt bei einer virtuellen Podiumsdiskussion zum Thema Armut. Menschen mit niedrigem Einkommen geben im Schnitt 44 Prozent für das Wohnen aus, mit Heizkosten sind es fast 60. Erschwerend kommen die auf wenige Jahre befristeten Mietveträge hinzu, die am Wohnungsmarkt mittlerweile fast Standard sind.

Neues Projekt

Doch Delogierungen seien nicht nur sozial, sondern auch volkswirtschaftlich schlecht, betonte Ritt. Wohnschulden von 2.500 Euro würden im Endeffekt Kosten für die Allgemeinheit von fast 30.000 Euro gegenüberstehen. Die aus dem Wohnungsverlust oft resultierende Obdachlosigkeit ist für Neunerhaus-Geschäftsführerin Elisabeth Hammer die "schärfste Form der Armut".

Um diese zu vermeiden, wurde erst vor wenigen Tagen das Projekt "Zu Hause ankommen" vorgestellt, bei dem mit Unterstützung des Sozialministeriums 600 Obdachlose auf dem Weg in den gemeinnützigen Wohnbau unterstützt werden sollen. Finanziell, aber auch durch Sozialarbeiter.

Run aufs Betongold

Eine große Hürde sei für viele der Finanzierungsbeitrag. Viele würden nicht wissen, dass sie diesen großteils wieder zurückbekommen. Auch das Wiener Wohnticket, mit dem man an eine Gemeindewohnung kommt, bleibe vielen verwehrt, weil sie nicht wissen, dass sie dafür zwei Jahre am selben Wohnsitz gemeldet sein müssen, so Ritt.

Während sich die einen das Wohnen nicht mehr leisten können, investieren andere ins Betongold. In Wien wurden zuletzt viele in Bau befindliche Wohnhäuser an internationale Investoren verkauft. Der Run auf die Assetklasse treibt die Preise. "Und wir haben langsam die Vermutung, dass die Wohnungen leer stehen werden", sagte Ritt. (zof, 25.8.2021)