Mehr als die Hälfte der Befragten fühlte sich schon einmal bei der Arbeitssuche benachteiligt. Ein Drittel hält deshalb anonymisierte Bewerbungen für sinnvoll.
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Ob durch den Namen, die Herkunft oder die Religion: Menschen mit Migrationsgeschichte erleben bei der Suche nach einem Arbeitsplatz häufig Diskriminierung. Insgesamt 53 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich mehr oder weniger regelmäßig bei der Jobsuche benachteiligt fühlten, wie das Internetportal Indeed am Dienstag mitteilte. Nur 37 Prozent hatten dieses Gefühl noch nie. Im Auftrag von Indeed wurden in einer Yougov-Umfrage rund 500 Menschen mit Migrationsgeschichte befragt.

Am häufigsten fühlten sich die Menschen aufgrund ihres Namens (37 Prozent), ihrer Staatsangehörigkeit (31 Prozent), ihres Geburtslands (27 Prozent) und ihrer Religion (26 Prozent) diskriminiert. 43 Prozent sahen die größten Hindernisse in der Bevorzugung von deutschen Muttersprachlern und Vorurteilen gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte. Auch die Bevorzugung deutscher Ausbildungsabschlüsse spielte laut knapp einem Drittel der Befragten eine Rolle.

Frauen öfter betroffen

16 Prozent der Befragten gaben an, häufig das Gefühl zu haben, bei der Jobsuche diskriminiert zu werden. Weitere 26 Prozent fühlten sich zumindest manchmal benachteiligt, zwölf Prozent hatten diesen Eindruck nur selten. Insgesamt fühlte sich rund die Hälfte aller Frauen bei der Jobsuche diskriminiert, bei den Männern war es rund ein Drittel. Unter Frauen war auch das Gefühl weiter verbreitet, in Bewerbungsprozessen selten oder nie eine faire Chance zu bekommen: Ein Drittel äußerte sich entsprechend, bei den Männern war es rund ein Viertel.

Auch nach dem Bewerbungsprozess hörte die wahrgenommene Diskriminierung nicht auf: 37 Prozent aller Befragten gaben an, für die gleiche Anerkennung im Job mehr tun zu müssen als andere. Besonders den 35- bis 44-Jährigen war dieses Gefühl zu 52 Prozent bekannt. Bei den 18- bis 34-Jährigen waren es 40 Prozent.

Diversität statt Diskriminierung

Menschen mit Migrationsgeschichte haben den Unternehmen aber viel zu bieten: 55 Prozent der Befragten gaben auf die Frage, welche Fähigkeiten aus ihrer Sicht von den Unternehmen stärker wertgeschätzt werden sollten, ihre Vielsprachigkeit an, 49 Prozent die interkulturelle Kompetenz. Auch Anpassungsfähigkeit (47 Prozent), fachliche Kompetenz (44 Prozent) und internationale Arbeitserfahrung (38 Prozent) bringen die Bewerber mit. Ein Drittel gab außerdem an, einen neuen Blickwinkel auf Themen an ihrem Arbeitsplatz einbringen zu können.

Gegen die Diskriminierung bei der Jobsuche helfen könnten laut 35 Prozent der Befragten strukturierte Bewerbungsgespräche, in denen alle Bewerber und Bewerberinnen dieselben Fragen beantworten müssen. Auch anonymisierte Bewerbungen hielten 35 Prozent der Befragten für sinnvoll. "Genauso entscheidend ist allerdings, dass sich Führungskräfte ihrer Vorurteile bewusst werden, um einer diskriminierenden Personalauswahl und -entwicklung in jeglicher Hinsicht vorzubeugen", sagt Indeed-Geschäftsführer für deutschsprachige Märkte, Frank Hensgens. (APA, red, 24.8.2021)