Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die SPD erstmals in diesem Wahlkampf vor der Union, auch bei den persönlichen Zustimmungswerten kann SPD-Kandidat Olaf Scholz zulegen.

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Berlin – Laut einer am Dienstag veröffentlichten Forsa-Umfrage liegt die SPD im aktuellen Bundestagswahlkampf in der Wählergunst erstmals vor der Union. Im RTL/NTV-Trendbarometer kommt die SPD nun auf 23 Prozent (plus zwei Prozentpunkte zur Vorwoche). CDU/CSU landen bei der Sonntagsfrage nur noch bei 22 Prozent (minus eins).

Zuletzt hatten zwei Insa-Umfragen einen Gleichstand von Union und SPD gesehen. Die Grünen liegen bei 18 Prozent (minus eins). Die FDP bleibt bei zwölf, die Linke bei sechs, die AfD bei zehn Prozent. 60 Prozent der Befragten glauben nicht mehr an eine Trendwende zugunsten der Union. Forsa verweist darauf, dass in den eigenen Erhebungen die SPD erstmals seit 2006 vor der Union liege.

Mit den neuen Umfragewerten liegt die SPD außerdem erstmals seit 15 Jahren überhaupt in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vor der Union. Zuletzt war das laut Angaben des Instituts 2006 der Fall.

Aufgrund jener Daten wären drei Koalitionen unter Führung der SPD möglich: ein sogenanntes Deutschland-Bündnis aus SPD, Union und FDP, eine Ampel-Koalition mit SPD, Grünen und FDP sowie ein rot-rot-grünes Bündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei. Die Union könnte eine Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP führen.

Auch Scholz selbst legt zu

Bei den persönlichen Zustimmungswerten kann SPD-Kandidat Olaf Scholz zulegen und liegt nun bei 51 Punkten. Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock ist auf 33 Prozent gefallen (minus sieben), Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet liegt bei nur noch 29 Punkten (minus elf).

Die Umfrage dürfte in der Union die Debatte über den Unions-Spitzenkandidaten weiter anheizen. Laschet selbst sagte am Dienstag in Berlin nach einer Sitzung von Nordrhein-Westfalens Kabinett, dass er Rückhalt in der Union verspüre. Er kommentiere keine Umfragen. "Wenn die Zahlen schwieriger sind, dann wird noch einmal deutlich: Das ist eine Richtungsentscheidung." Das werde Unions-Anhänger motivieren. CSU-Generalsekretär Markus Blume hatte am Montag betont, dass es keinen Wechsel bei der Spitzenkandidatur mehr gebe. Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann sprach im Sender ntv von einer "totalen Scheindebatte".

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte, überall im Land sei ein steigender Zuspruch für Scholz und die SPD zu vernehmen. "Das gibt uns zusätzliche Motivation für die nächsten 33 Tage. Das Land braucht einen Profi im Kanzleramt, der in diesen schwierigen Zeiten einen Plan und einen Kompass hat." Allerdings würden die Wähler darüber entscheiden und nicht Umfragen. Die SPD müsse weiter geschlossen für ihre Ziele kämpfen. (Reuters, 24.8.2021)