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Screenshot: Youtube
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Wenn man sich näher mit dem Material über unbekannte Luftphänomene (UAP) beschäftigt, erkennt man schnell, dass die Beweislast erdrückend ist – nämlich dafür, dass da etwas ist. Mit Betonung auf etwas. Wie in diesem Blog schon öfter erwähnt, geht es in den neuesten Forschungen, Studien und öffentlichen Stellungnahmen (wie jüngst der altehrwürdigen Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt) nicht darum zu behaupten, da gebe es außerirdische Besucher mit überlichtschnellen Raumschiffen in unserer Atmosphäre.

Diese gerne schnell aus dem Hut gezauberte Reduzierung des Themas der bisher unerklärlichen Sichtungen dient vor allem der pauschalen Verächtlichmachung und Abwürgung jedes Gesprächs, das in etwa so abläuft:

A: "Es wäre dringend notwendig die unbekannten Luftphänomene gründlich wissenschaftlich zu untersuchen, weil ..."
B: "Hahaha, du glaubst an Aliens?! Dabei ist es doch physikalisch unmöglich, dass Außerirdische bis zu uns …"
[Diskussion artet aus.]

Beweise

Aber, was immer sie auch sind, es gibt diese Sichtungen, und viele von ihnen bleiben mit unseren bisherigen Modellen und Mitteln unerklärlich.

Tatsächlich gibt es Fotos von den Phänomenen, Filme, Radar, Echolot, Funkpeilungen und sonstige technische Daten bis hin zu Satellitenaufzeichnungen. Es gibt Zeugenaussagen, die von normalen Bürgern über Polizisten sowie Hobby- und Linienflieger bis hin zu topausgebildeten Kampfpiloten und -pilotinnen millionenteurer Überschalljets reichen. Es gibt sogar offizielle Berichte von militärischen Organisationen, wie vom französischen Weltraumprogramm, dem englischen Verteidigungsministerium, italienischen offiziellen Stellen und dem Pentagon.

Das Einzige, was offenbar fehlt, um dem Phänomen (noch einmal, nicht einer Alien-Theorie) eine tatsächlich breite öffentliche Akzeptanz zu geben, wäre wohl die Stimme einer international bedeutenden hochrangigen Person – vielleicht des US-Präsidenten, des Präsidenten von China oder Russland, des Uno-Generalsekretärs, eines Sprechers der EU-Kommission oder vielleicht des Nato-Chefs –, die folgende schlichten Worte spräche: "Ja, es gibt unbekannte Flugphänomene, wir beobachten sie schon seit langem, wir wissen nicht genau, um was es sich handelt, aber wir haben vor, sie gründlich zu erforschen." (Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat so eine Aussage zum Teil eigentlich schon gemacht. Allerdings in einer Talkshow, nicht aus dem Oval Office heraus, weshalb sie wohl nicht das gleiche Gewicht hat, Anm.)

Solange keine derartige Bestätigung einer Stimme mit internationaler Autorität zu hören ist, ist es natürlich weiterhin ein Leichtes, jegliche Form von Beweis vom Tisch zu wischen oder online in Kommentaren zu verhöhnen, ohne die Ablehnung der Fakten näher begründen zu müssen. Dabei ist die Beweislast, siehe erster Satz, erdrückend.

Zeugen

Tatsächlich finden sich vor allem viele Zeugenaussagen, und zwar glaubhafte Zeugenaussagen in einer Qualität, wie sie etwa auch vor Gericht anerkannt würde, in Hülle und Fülle.

Natürlich, es gibt auch auf diesem Gebiet Wichtigtuer, Lügner oder schlicht Irre, die in Alienverkleidung von der kommenden Rettung der Welt durch die Sternengötter erzählen. Sogar sehr viele. Aber hier gilt es eben die Spreu vom Weizen zu trennen und auf die Menschen zu hören, die glaubhaft etwas berichten. Wie bei jedem Vorfall.

Ein Beispiel: Wenn dutzende Seeleute davon erzählen, dass sie ein Unterseemonster gesichtet haben, dann sollte man bei einer Befragung diejenigen aussortieren, die von funkensprühenden Augen, Schwefelgestank, dröhnenden Sirenengesängen und menschlichen Gesichtern auf blutigen Tentakeln berichten. Vielmehr sollte man denen zuhören, die, vielleicht sogar wissenschaftlich oder nautisch geschult, über die Größe, Form, Farbe sowie Anzahl der Arme der gesichteten Kreatur berichten. Hört man auf Letztere und geht ihren Hinweisen nach, steht vielleicht eine interessante zoologische Entdeckung bevor. Glaubt man Letzteren nicht, weil die Ersteren unglaubwürdig sind, nun, dann definitiv nicht.

Eine Zeugin schildert ihre Ufo-Sichtung.
Screenshot: Youtube

Glaubwürdigkeit

In der Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Zeugen besteht heute jedenfalls ein großer Unterschied zu früher. Denn früher verschwanden die Presseberichte unterschiedlichster Zeugen bis hin zu Polizisten oder Militärs sehr schnell in den Archiven der Zeitungen oder abgedruckt in mehr oder weniger gelesenen Büchern in den Tiefen der Bibliotheken. Ja klar, wenn man sich näher damit beschäftigte, war das Material vorhanden, aber es war schwer zugänglich und langwierig zu konsumieren. Außerdem konnte man sich von der Seriosität einzelner zu Wort kommender Personen kein eigenes Bild machen. Außer vielleicht, wenn sie in Fernsehberichten interviewt wurden – aber auch solche Interviews verschwanden nach der Ausstrahlung sehr schnell in den Speichern der Sender.

Heute ist das alles anders. Heute bietet das Internet ein für alle jederzeit leicht zugängliches, also niederschwelliges Archiv aktueller und älterer Interviews mit all diesen Zeugen. So kann man sich durch persönliche Anschauung erstmals umfassend selbst von ihren Schilderungen überzeugen lassen – oder eben nicht.

Anders gesagt, wenn man sich mit den Zeugenaussagen und anderen Beweismaterialien beschäftigt, danach aber immer noch alles für Humbug hält, ist das das gute Recht von jedem Einzelnen. Wenn man sich aber nicht mit dem Material auseinandersetzt, hat man keine intellektuell redliche Basis, das Phänomen aus schlichtem Unglauben vom Tisch zu wischen oder zu verhöhnen. Es ist auch kein großer Aufwand, sich damit auseinanderzusetzen. Man muss den Interviews und Berichten meist nicht einmal zusehen. Oft genügt es zuzuhören. Man kann die Videos und Podcasts also einfach anklicken und dabei Geschirr waschen oder die Wohnung aufräumen oder von und zum Arbeitsplatz pendeln.

Die Interviews

Hier also eine Sammlung von (hauptsächlich aktuellen) Interviews und Gesprächen mit Augenzeugen einiger der spektakulärsten und bekanntesten Sichtungen. Es handelt sich nur um Personen, die selbst etwas gesehen oder erlebt haben. Ebenso interessante Interviews mit Forschern und Experten der Materie werden in dieser Sammlung ausgespart. Bemerkenswert ist übrigens, dass alle Zeugen in diesen Interviews keinerlei finanzielle oder andere Vorteile aus ihrem Gang an die Öffentlichkeit gezogen haben, teilweise sogar gehörige Nachteile.

1. Tictac
Eine der außergewöhnlichsten Sichtungen der jüngeren Geschichte war die von 2004 rund um den Kampfverband der USS Nimitz. Vor allem deswegen, weil es sich um rund 100 (!) Ufo-Sichtungen durch geschultes Personal während einer Militärübung handelte, die Objekte durch Radar- und Infrarotaufzeichnungen bestätigt wurden und sich einige von ihnen sogar mit mehreren Kampfjets ein Katz-und-Maus-Spiel lieferten.

David Fravor, der damalige Leiter des Kampfverbands sowie ein hochrangiger Ausbildner und derjenige, der am meisten mit einem der Objekte interagierte, steht hier in einem vierstündigen (!) Gespräch über seine gesamte Karriere und den Vorfall (ab etwa der Hälfte des Gesprächs) dem Physiker, AI-Forscher und Wissenschafts-Podcaster Lex Fridman Rede und Antwort.

Lex Fridman

Außerdem gibt es noch ein eineinhalbstündiges Interview mit ihm und dem amerikanischen Podcaster Joe Rogan. Kevin Day war der führende Radaroffizier des Flottenverbands, der im Laufe der Tage über 100 Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte machte. Auf Youtube finden Sie ein ausführliches Gespräch mit ihm in einem Podcast, der sich sonst eher mit Popkultur beschäftigt.

Chad Underwood war der Pilot und derjenige, der die Videos aus dem Pentagon-Bericht aufzeichnete. Er gab den Objekten den Namen "Tictac" und spricht auf Youtube in einem Videointerview zum Thema. Ein weiterer wichtiger Zeuge war Gary Voorhis, der für die Wartung der elektronischen Geräte inklusive Radar zuständig war. Hier sein Bericht in einem dänischen Podcast.

2. Citizen Hearings

Im Jahr 2013 fand im National Press Club, Washington D.C. eine außergewöhnliche Veranstaltung statt, bei der Militärs, Wissenschafter, Piloten aus aller Welt und andere Zeugen sowie Kenner der Materie vor einer Gruppe amerikanischer Politiker (Abgeordnete und Senatoren) in Form eines Ausschusses – unter Eid – Rede und Antwort standen. Bereits damals kamen einige erstaunliche Fakten ans Licht, die allerdings nicht sehr viel Öffentlichkeit erhielten. Die Befragungen sind seit kurzem komplett online und erhalten gerade eine zweite Chance.

Eines der interessantesten Videos ist das mit Piloten und Flugexperten. Insbesondere weil der erste von ihnen, John Callahan, ein hochrangiger Leiter der amerikanischen Flugsicherung, nicht nur einen besonders bemerkenswerten Vorfall über Alaska im Detail schildert, sondern auch im Laufe der Befragung schlüssig erklärt, wieso die meisten Ufos vom Radar gar nicht erfasst werden. (Einer der Faktoren ist ihre hohe Geschwindigkeit.) Weitere spannende Einblicke gibt es in den Videos von Militärzeugen und internationalen Zeugen. Noch mehr Teile der aktuell 18 Hearings (rund 27 Stunden Befragung) findet man im Youtube-Kanal "Citizen Hearing on UFO Disclosure".

Piloten und Flugexperten während eines der "Citizen Hearings".
Screenshot: Youtube

3. Zivile Zeugen

Die Macher des sehr bekannten und erfolgreichen Youtube-Kanals "Yes Theory", der sich sonst überhaupt nicht mit Ufos oder anderen seltsamen Phänomenen beschäftigt, besuchen im Video unten anfangs sehr skeptisch die Zeugen eines schon länger zurückliegenden Vorfalls aus dem Jahr 1969, die Erstaunliches und teilweise sehr Berührendes zu berichten haben.

Yes Theory

Ein lokaler TV-Sender aus Michigan berichtet über Zeugen, die nach einem Vorfall aus dem Jahre 1994 aufgrund der neueren Offenheit dem Thema gegenüber erstmals bereit sind, darüber zu sprechen. Unter anderen ein Wissenschafter, der die Objekte auf Radar beobachtet hatte.

All das, alle Links und Videos, obwohl viele Stunden Material, ist nur ein winziger Ausschnitt aus den heutzutage jederzeit verfügbaren Interviews und Berichten.

Wer weiß, vielleicht ist es ja gerade diese neue Möglichkeit der niederschwelligen Informationsvermittlung, die immer mehr Menschen davon überzeugen wird, dass da eben "etwas" ist und dass es sich lohnt, genauer nachzusehen. Bis vielleicht das Momentum auch den Uno-Generalsekretär oder jemanden anderen zu einer definitiven Aussage bringt. Und danach? Keine Ahnung. Das müssen wir dann eben erforschen. (Harald Havas, 27.8.2021)