Wien – Menschen auf den Dächern ihrer Häuser, weggebrochene Äcker und zahlreiche Tote: An Bilder wie jene nach den Extremwetterereignissen im Juli müssen wir uns wohl gewöhnen: Die Klimakrise erhöht laut einer Studie die Wahrscheinlichkeit extremer Regenfälle und damit von Hochwasserkatastrophen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team von Wissenschaftern in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung.

Extremwetterereignisse wie jene im Juli könnten künftig häufiger auftreten.
Foto: Imago

Die Wissenschafter betrachteten für ihre Analyse Frankreich, Westdeutschland, den östlichen Teil von Belgien, die Niederlande, Luxemburg und den Norden der Schweiz und untersuchten, wie wahrscheinlich ähnlich extremer Starkregen wie jener im Juli ist und inwiefern dies durch steigende Temperaturen beeinflusst wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Katastrophen eintreten, hat sich demnach heute im Vergleich zu einem um 1,2 Grad kühleren Planeten bereits um einen Faktor zwischen 1,2 und neun erhöht.

Die Intensität der Starkregenfälle ist bereits zwischen drei und 19 Prozent höher. Mit anderen Worten: Mit weiter steigenden Temperaturen werde derart extremer Starkregen häufiger. Unter den derzeitigen Klimabedingungen sei zu erwarten, dass eine bestimmte Region in Westeuropa etwa einmal in 400 Jahren von einer Flutkatastrophe wie zuletzt heimgesucht werde. Werde es nochmals 0,8 Grad wärmer, erhöhe sich die Häufigkeit auf alle 300 Jahre – und auch die Intensität des Starkregens steige weiter.

Dass der Faktor nicht genauer angegeben werden könne, liege unter anderem an den verschiedene Klimamodellen, die für die Berechnung herangezogen wurden, erklärte Frank Kreienkamp vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Zahlen würden allerdings eine sehr klare Tendenz in Richtung häufigeren Extremwetters durch die Klimakrise zeigen.

Bessere Vorbereitung nötig

Die Auswirkungen könnten künftig jene früherer Unwetter weit übersteigen, warnte der Experte. "Die lokalen und nationalen westeuropäischen Behörden müssen sich dieser wachsenden Risiken durch Starkregen bewusst sein, um besser auf mögliche künftige Extremwetterereignisse vorbereitet zu sein."

Die 39 Wissenschafter verglichen die Auswirkungen des heutigen Klimas mit vorindustriellen Werten, als die globale Durchschnittstemperatur 1,2 Grad weniger betrug. Die Arbeit, für die Wetteraufzeichnungen und Computersimulationen analysiert wurden, entstand im Rahmen der World Weather Attribution Initiative, die mögliche Auswirkungen der Klimakrise auf extreme Wetterereignisse untersucht.

Viele Todesopfer

In der Region um die deutschen Flüsse Ahr und Erft waren pro Tag durchschnittlich 93 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – ein Höchststand seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Insgesamt hat das Juli-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mindestens 180 Menschen das Leben gekostet. Auch rund um den Fluss Maas in Belgien starben den Behörden zufolge mindestens 220 Menschen.

Angesichts der Auswirkungen der Klimakrise hat Fridays for Future erneut zu Demonstrationen aufgerufen. Am 24. September soll der mittlerweile achte weltweite Klimastreik stattfinden. Auch in Österreich sind mehrere Demonstrationen geplant, an denen sich auch mehrere Umweltschutzorganisationen beteiligen wollen. In Wien beginnt der Streik um zwölf Uhr am Praterstern und führt anschließend zum Heldenplatz. "Wenn wir nicht schnell handeln, wird der Katastrophensommer 2021 zum Normalzustand – und das überall", heißt es in einer Aussendung der Klimaschützer. (APA, red, 24.8.2021)