Wenn Sie die Impfung nicht wollen, dann probieren Sie doch die Krankheit. Diesen Spruch hört man immer öfter von Virologinnen, Mikrobiologen und anderen Experten. Und tatsächlich entwickelt sich die Pandemie gerade in diese Richtung. Die neuen Daten zeigen: Den mit Abstand größten Teil der Erkrankten machen die Ungeimpften aus. Ins Krankenhaus müssen vorwiegend nicht Immunisierte, die Sieben-Tage-Inzidenz in Wien war vor wenigen Tagen bei nicht Geimpften mehr als zwölfmal so hoch wie bei Geimpften.

Internationale Daten zeigen: Die Impfung wirkt.
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Klar, werden jetzt manche sagen: Die Geimpften lassen sich viel weniger testen, das verzerrt die Statistik. Die Anmerkung klingt plausibel, wird aber durch die Zahl der Hospitalisierungen entkräftet. In Wien sind von 56 Erkrankten auf Normalstationen nur fünf voll immunisiert, von 16 Intensivpatienten drei, zwei davon mit schweren Vorerkrankungen. Diese Zahlen bestätigen, was internationale Daten zeigen: Die Impfung wirkt.

Detail am Rande: Die Corona-Patienten im Krankenhaus werden zunehmend jünger. Umso unverständlicher erscheint es, dass sich aus dieser Altersgruppe nicht mehr für die Impfung entscheiden. Sollen sich doch die anderen impfen lassen, hört man oft, dann wird schon alles passen. Doch diese Haltung ist falsch.

Im Gegenteil, sie führt zu zwei Dingen: Über kurz oder lang werden sich praktisch alle, die nicht geimpft sind, infizieren, potenzielle schwere Verläufe und Folgen wie Long Covid inklusive. Und die Ungeimpften provozieren mit ihrer Verweigerung die Weiterführung genau jener Maßnahmen, die viele so kritisieren: Einschränkungen im täglichen Leben und potenzielle weitere Lockdowns.

Stagnierende Durchimpfungsrate

Aber die stagnierende Durchimpfungsrate kann uns noch ganz andere Probleme bescheren. Denn je weniger Menschen geimpft sind, desto mehr erkranken potenziell und desto eher hat das Virus die Möglichkeit zu mutieren. Was das bedeutet, konnte man schon bei der deutlich infektiöseren Delta-Variante, die uns den aktuellen Anstieg an Fällen beschert, beobachten. Das Glück ist, das diese Variante den Impfschutz vor schweren Verläufen nicht umgeht. Bei einer anderen Mutation ist das womöglich nicht mehr der Fall. Die mRNA-Impfstoffe können zwar rasch angepasst werden, aber es würde bedeuten, dass die Pandemie noch einmal in die Länge gezogen wird.

Das Problem dabei ist, egal wie sehr sich Österreich und Europa bemühen, den Impfschutz der Bevölkerung voranzutreiben, es wird nicht ausreichen. Die Impfung ist, ebenso wie die Pandemie, ein globales Thema. Denn während hierzulande die Impfkampagne auf mittlerem Niveau stagniert, sind in anderen Teilen der Erde, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, deutlich weniger Menschen immunisiert – ein Eldorado für potenzielle Virusmutationen.

Das weiß auch die Weltgesundheitsorganisation, deren Initiative Covax das Ziel hat, Impfstoff für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zur Verfügung zu stellen. Eine extrem wichtige Initiative, an der sich auch Österreich beteiligt. Und das ist gut so. Das Bereitstellen von Impfstoff für alle Teile der Welt ist nämlich nicht nur ein wichtiger Akt der internationalen Solidarität.

Genauso wie jeder Geimpfte sich und alle anderen schützt, hilft Österreich auf diese Weise auch sich selbst. (Pia Kruckenhauser, 24.8.2021)