Ludwig und Gewessler im Rahmen der Eröffnungsfeier des "Großen Tafel-Hauses" der Wiener Tafel in Wien im August 2020.

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Wien – Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat im Gespräch mit der APA harsche Kritik an Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) geübt. Sowohl die Evaluierung der Nordostumfahrung samt Lobautunnel als auch die Vorgangsweise beim kürzlich präsentierten Klimaticket stößt ihm sauer auf. Er vermutet, dass die Ressortchefin ihre Entscheidungen zuletzt mehr vom Wahltermin in Oberösterreich Ende September abhängig gemacht hat als von inhaltlichen Überlegungen.

Zuletzt wurde das Klimaticket präsentiert und dessen Start am 26. Oktober angekündigt – allerdings ohne den Verkehrsverbund Ostregion (VOR), in dem Wien, Niederösterreich und das Burgenland ihr Angebot bündeln. "Wir in Wien waren schon sehr erstaunt, dass die Frau Bundesministerin, ohne zu einem Gesamtergebnis zu kommen, das in den Medien verlautbart hat", sagte Ludwig. "Das ist kein guter Verhandlungsstil, noch dazu, wo in der Ostregion mehr als 60 Prozent der Pendlerinnen und Pendler unterwegs sind."

Kein Deal geplant

Ludwig zeigte sich verwundert: "Also in Wirklichkeit wird ein österreichweit flächendeckendes Ticket angekündigt, das keines ist." Man habe erwartet, dass es Verhandlungen auf Augenhöhe geben werde. "Manches geht geschwind, siehe S10", verwies er auf die Entscheidung über den Weiterbau der Mühlviertler Schnellstraße. Er forderte auch in Sachen Nordostumfahrung rasch Klarheit. "Die Nordostumfahrung ist eine wichtige Entscheidung für Wien. Es hat jede halbwegs größere Gemeinde in Österreich eine Umfahrung." Damit werde die Bevölkerung vom Durchzugsverkehr entlastet.

"Dieses Recht möchte ich für die Wiener Bevölkerung auch durchsetzen." Auch könne man Betriebsansiedlungsgebiete entlang der Trasse schaffen. Dass es in irgendeiner Form einen Deal gebe könnte – Wien stimmt über den VOR dem Klimaticket zu und der Bund segnet dafür den Tunnelbau ab – schloss Ludwig aus. "Das sind zwei sehr unterschiedliche Bereiche", betonte er. (APA, red, 24.8.2021)