Wer schlechte Erfahrungen mit Zimmerpflanzen gemacht hat, greift häufiger zu Plastikblumen.

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Was tun, wenn der Kunde keine einzige Pflanze auf der Gartenterrasse sehen möchte und auch die letzte Hoffnung auf ein bisschen Natur mit Plastikblumen begräbt? Als Gartengestalterin sei das natürlich schräg, sagt Ulrike Seher, Chefin von Grünhoch 3. Trotzdem hat sie die grüne Böschung, die vom Wohnzimmer aus zu sehen war, mit Holz verkleidet und davor eine Sitzecke gebaut.

Der Boden war bereits mit Betonplatten verlegt. "Er wollte einfach keinen Pflegeaufwand. Das muss ich akzeptieren. Meine Aufgabe ist, einen Außenraum zu gestalten, in dem sich Kunden ganzjährig wohlfühlen", sagt sie. Dafür müssen blühende Ideen eben welken.

Die Tendenz gehe aber in eine andere Richtung. Besonders beliebt: mediterranes Flair mit (echten) Oliven- und Zitronenbäumen, Naschgärten mit Kräutern und ein Hochbeet zum Gärtnern auch auf kleinstem Raum. "Gerade in der Stadt sind üppig bewachsene grüne Außenräume gewünscht", weiß Ulrike Seher.

Dass Menschen trotzdem immer wieder zu Kunstrasen greifen, ist für Seher gerade auf Balkonen verständlich. Natürliche Gewächse würden hingegen oft aus Angst, den "Pflanzen nicht Herr zu werden", vermieden. Erst unlängst hat die Gartenplanerin zwei Terrassen besichtigt, die durchwegs mit Kunststoffpflanzen in Gräseroptik vollgestopft waren. Wer schlechte Erfahrungen mit Zimmerpflanzen gemacht hat, sei auch auf der Terrasse verunsichert. Seher kann aber beruhigen: "Sind die Pflanzen gut aufeinander und den Standort abgestimmt, kann nichts schiefgehen."

Es grünt (viel zu) grün

Während Psychologen grüner Farbe im Wohnraum eine beruhigende Wirkung attestieren, kann zu viel des Guten wie immer das Gegenteil bewirken. Seher: "Für Geländerverkleidungen arbeiten wir häufig mit Fassadenpaletten – und da gibt es so manche Farbauswahl, die ich nicht vorgeschlagen hätte." Schrilles Grün in Kombination mit knalligem Gelb wäre so ein Beispiel. Die Gartengestalterin sieht es positiv: "Bei ausgefallenen Farbwünschen muss ich meine Grenzen überwinden, aber so entdecke ich auch viel Neues."

Grenzen setzt auch der Gesetzgeber keine, wenn es um eine fragwürdige Farbauswahl oder das Dekorieren der Nachbarbalkone geht. Rechtsanwalt Nikolaus Vasak klärt auf: "Einem unbeteiligten Eigentümer auf der anderen Straßenseite stehen kaum rechtliche Möglichkeiten offen, wenn ihn der Anblick des Nachbarhauses stört."

Etwas anders verhalte es sich allerdings im Wohnungseigentum, wenn Regelungen zum äußeren Erscheinungsbild der Wohnanlage vertraglich verankert sind. Vasak: "Im Wohnungseigentumsrecht kommt dem äußeren Erscheinungsbild große Bedeutung zu. Meist werden Farbe und Dekoration von einzelnen Balkonen jedoch nicht explizit vertraglich geregelt. Die Zulässigkeit von baulichen Maßnahmen, wie das Anbringen einer Klimaanlage oder einer Satellitenschüssel am Balkon, hingegen sehr wohl."

Garage für Rasenmäher

Weniger Nachbarschaftsstreit, dafür mehr lustige Anekdoten hat Landschaftsgärtner Jürgen Thünemann von Pflanz bei der letzten Teamsitzung gehört. Da war die Rede von Minigaragen für Rasenmähroboter, einer Stonehenge-Nachahmung und Stadtgärten ohne Außenzugang, wo "wir mit der Scheibtruhe durchs Wohnzimmer gefahren sind".

Für Inspiration nach dem Motto "Wissen wie es nicht funktioniert" sorgt die Facebook-Seite "Gärten des Grauens" mit besonderen Schmankerln. Hier werden Schottergärten durch den Kakao gezogen. Spoiler: Grün, egal ob echt oder aus Plastik ist hier nicht zu finden. (Julia Beirer, 3.9.2021)