Franziskus und Benedikt XVI. (v. li.) können gut miteinander – doch tatsächlich Papst ist nur einer.

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Ein neues Konklave liegt in der Luft: Papst Franziskus ist bereit, wegen seiner Krankheit zurückzutreten", schreibt die italienische Zeitung Libero. Und schon reißen in Rom die Berichte über einen möglicherweise bevorstehenden Amtsverzicht von Franziskus nicht mehr ab.

Hintergrund der Spekulationen ist eine Darmerkrankung des Papstes, die am 4. Juli eine Operation erforderlich machte. In den Berichten wird auch immer wieder das Alter des Papstes herausgestrichen: Am 17. Dezember wird Franziskus 85 Jahre alt. In dem gleichen Alter war, im Februar 2013, sein Vorgänger Benedikt XVI. zurückgetreten.

Der Vatikan hat die Berichte bisher weder bestätigt noch dementiert – und sehr überzeugend wirken die Spekulationen nicht: Papst Franziskus hat sich von der Operation gut erholt, zuletzt hat er mit einem jungen Mann lachend eine Partie Tischfußball gespielt.

Feindbild Franziskus

Letztlich war bei den Berichten über den angeblich bevorstehenden baldigen Rücktritt des Papstes wohl der Wunsch Vater des Gedankens gewesen: Bei Libero und anderen Zeitungen, die darüber schrieben, handelt es sich um rechtsnationale, konservative Blätter, denen Franziskus zu links, zu grün und in Fragen der Sexualmoral zu wenig doktrinär ist. Sie haben sich schon lange auf den argentinischen Papst eingeschossen.

Luis Badilla Morales, Direktor des Vatikan-nahen Nachrichtenportals Il Sismografo, schließt einen baldigen Rücktritt aus: "Darüber wird innerhalb des Vatikans derzeit nicht geredet, und ich glaube, auch Franziskus selber hat noch nie ernsthaft über diese Möglichkeit nachgedacht." Aber die Frage, wie die katholische Kirche künftig mit Papst-Rücktritten umgehen wird, stehe durchaus im Raum: "Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass Papst Franziskus in den nächsten Wochen ein neues Gesetz in Form einer Apostolischen Konstitution vorstellen wird, in dem diese Situation geregelt wird", betont Badilla Morales. Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. musste man improvisieren.

Debatten um Status

Eine Art "Pensionsregelung" für Päpste wäre in der Tat überfällig; denn der Status eines Papstes, der auf sein Amt verzichtet hat, ist bis heute nicht klar. Benedikt XVI. trägt seit dem 28. Februar 2013 inoffiziell den Titel "Papa emeritus", wohnt in einem Kloster im Vatikan und kleidet sich weiterhin mit der weißen Soutane des Kirchenoberhaupts.

Auch seinen Papstnamen hat er beibehalten. "Dies hat in der Vergangenheit immer wieder zu Debatten über den Status Benedikts geführt und Spekulationen über die Existenz zweier Päpste genährt", schreibt das Portal katholisch.de. Auch die Gefahr eines möglichen "Gegen-Papstes" oder eines Schismas (Kirchenspaltung) wurde mitunter heraufbeschworen.

"Zweiköpfiges Papstamt"

Eine Rollenklärung tut also not. Und im Grunde gäbe es eine naheliegende Lösung. "In Wirklichkeit ist Benedikt XVI. ein emeritierter Bischof", stellte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, schon vor Jahren klar. Immerhin ist der Papst auch gleichzeitig der Bischof von Rom. Jedenfalls müsse sichergestellt werden, dass jeglicher Eindruck eines "zweiköpfigen Papstamtes" vermieden werde, betonte 2016 auch Kardinal Walter Brandmüller, der ehemalige Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft. Brandmüllers Vorschlag: Der Zurückgetretene solle seinen alten Familiennamen wieder führen, auch Kleidung und Wohnsitz müssten geregelt werden.

Fest steht jedenfalls: Zumindest in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit hat die katholische Kirche seit 2013 zwei Päpste: den offiziellen Amtsinhaber Franziskus und den emeritierten Papst Benedikt. Sollte Franziskus irgendwann wie Benedikt zum Schluss gelangen, dass er den Anforderungen des Papstamtes aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gewachsen sei, und deshalb zurücktreten, dann wären es ohne neue Regelung schon drei Päpste. Und das wäre sicherlich des Guten zu viel. (Dominik Straub aus Rom, 26.8.2021)