Feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag: Georg Riha.

FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Als Regisseur steht er für bildgewaltige Dokumentationen, als Erfinder hat er Aufnahmen aus neuen Perspektiven ermöglicht: Am Samstag feiert der österreichische Filmemacher und Fotograf Georg Riha seinen 70. Geburtstag. Bekannt geworden u.a. durch seine "Universum"-Beiträge, ist der gebürtige Wiener trotz seiner inzwischen fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere nach wie vor umtriebig und arbeitet nicht zuletzt an seinem "Opus Magnum", wie er im Gespräch verrät.

"Ich will mit meinen Werken berühren", sagt Riha. Besonders die Schönheit und Empfindlichkeit der Natur haben es dem Jubilar angetan. Er wolle aufzeigen, was es zu bewahren gelte angesichts der Bedrohung durch den Menschen. "Dafür will ich nicht auf die Straße gehen und Bomben schmeißen, sondern Menschen innehalten lassen. Diese Sehnsucht nach der Mitte – dafür hackle ich seit 50 Jahren", resümiert der Filmemacher.

"Poesie, Reduktion, Impression"

Geboren wurde Riha am 28. August 1951 in Wien. Als Jugendsportler brachte er es beim Rudern 1969 sogar zu Silber bei der Junioren-WM im Achter. Zeitgleich begann er in seinen späten Teenagerjahren, erste Fotos zu publizieren und hatte schnell seine Nische gefunden – "nämlich nicht Reportage oder Porträtfotografie im klassischen Sinn, sondern Poesie, Reduktion, Impression". Nachdem er zunächst ein Studium der Bodenkultur begonnen hatte, wechselte er alsbald auf die Wiener Filmakademie. Noch während seiner Studienzeit gründete Riha 1975 sein erstes Unternehmen, mit dem er sich zunächst auf Werbe- und Industriefotografie spezialisierte. Mit der Zeit kamen Architektur- und Flugaufnahmen hinzu.

In der Folge sollten einige von Rihas Erfindungen den Status quo der filmischen Arbeit und insbesondere von Dokumentarfilmen revolutionieren. Seine ersten Entwicklungen waren ein 20-Meter-Teleskopmast und ein kleiner Heliumballon mit einer ferngesteuerten Kamera, mit denen eine Reihe von Bildbänden wie "Bauen in Österreich, "Sound of Austria" oder "Höhenflug" fotografiert wurden. "Ich erkannte: Die Industrie bietet mir nicht die Werkzeuge, die ich brauche, also baue ich sie mir selber", meint er im Rückblick. Seine wohl bedeutendste Erfindung ist die sogenannte Camcat – ein seit Jahren international etabliertes und nicht zuletzt bei Sport-Großevents eingesetztes Kameraseilbahnsystem, welches auch das Gestalten schwebender meditativer Bilderwelten ermöglicht und die Schwerkraft außer Kraft zu setzen scheint.

Erfolge mit "Universum"-Reihe

Der Blick von oben stand auch bei Rihas Beiträgen zur ORF-Doku-Reihe "Universum" – neben der mit einer Romy prämierten Folge "St. Stephan – Der lebende Dom" (1997) etwa auch "Glockner – Der schwarze Berg" (2000), "Schönbrunn – Die Quelle der Schönheit" (2002) oder "Wachau – Das Land am Strome (2005)" – im Mittelpunkt, mit denen er ein Millionenpublikum erreichte. 2006 wurde sein "Universum Kultur"-Dokumentation "Salzburg – Im Schatten der Felsen" mit dem "Silver Artist"-Award beim HD-Filmfestival in München geehrt.

Aus der Vogelperspektive drehte der Dokumacher auch die zwischen 2016 und 2020 bisher entstandenen vier Staffeln umfassende und je vier Folgen zählende Reihe "Über Österreich", die auf ORF III zu sehen waren und in denen Riha die landschaftlichen "Juwelen des Landes" poetisch-visuell einzufangen sucht. Die fünfte Staffel soll demnächst fertig werden, ein Special über Südtirol wird außerdem noch folgen. "Für mich waren die Flugaufnahmen immer am emotionalsten", sagt Riha über seine vielen Projekte. Das sei nach wie vor seine Passion.

"Wollte kreativ sein"

In seiner Karriere war der Filmtechnikrevolutionär aber nicht immer im Höhenflug. So musste er 2009 seine Firma "Brains & Pictures" aufgeben, die weltweit vor allem Dienstleistungen für Visual & Special Effects, Live Broadcast oder Post Production angeboten hatte. Nicht nur, dass Riha und sein Team infolge der Finanzkrise hier viel Geld verloren haben, lag dem Regisseur das Manager-Sein nicht unbedingt. "Das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte kreativ sein", sagt er im Rückblick und verhehlt nicht, dass die jahrelange berufliche Zweigleisigkeit zusehends auch seine Gesundheit angegriffen hat.

Seither konzentriert sich der selbst ernannte "Sturschädel" wieder aufs Filmemachen. In den vergangenen Jahren entstand etwa nicht nur eine Dokumentararbeit über Maria Theresia (2017), sondern auch inzwischen sechs Pausenfilme für das Neujahrskonzert. Jener für die Ausgabe 2022 kommt ebenfalls von Riha, die Dreharbeiten würden bereits laufen, erzählt er.

Aber auch ergänzend dazu hat der Wiener noch einiges in der Pipeline. Rund um den Nationalfeiertag im kommenden Jahr soll seine Annäherung an die insgesamt zwölf heimischen UNESCO-Welterbestätten als "Universum"-Zweiteiler ausgestrahlt werden. Auch ein geplanter Dreiteiler für ORF III widmet sich dem Thema.

Großes Kinoprojekt

Und begonnen hat Riha auch schon mit seinem großen Kinoprojekt. "Das soll mein Opus Magnum werden", freut er sich. Wann der Film kommt, will er noch nicht verraten. Inspiriert wurde er jedenfalls von Godfrey Reggios und Philip Glass' Kultstreifen "Koyaanisqatsi", einer apokalyptischen Vision der Zerstörung der Natur durch die Industriegesellschaft. Riha will in seinem Streifen die "Sünden des Menschen" gegenüber der Natur thematisieren, gleichzeitig aber "nicht mit dem erhobenen Zeigefinger" kommen, wie er ankündigt.

Ungeachtet dieses projektierten Großwerks kann der Filmemacher und Fotograf auf eine Reihe von Ehrungen zurückblicken. Dazu zählen u.a. der Axel-Corti-Preis der österreichischen Volksbildung, mit dem er 2006 für seine "unverwechselbare Bildsprache" ausgezeichnet wurde, die "Gold World Medal" des New York Festival für sein Wachau-"Universum" im selben Jahr oder das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Einen Emmy Award erhielt Riha aber weder für Architektur- noch Naturaufnahmen, sondern für seine Übertragung eines Konzerts von US-Sängerin Janet Jackson aus dem Madison Square Garden 1999. (APA, 26.8.2021)