Das Nationale Impfgremium empfiehlt derzeit nach spätestens neun Monaten eine Auffrischungsimpfung für jene, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson grundimmunisiert wurden.

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Die Delta-Variante dürfte die Schutzwirkung der Covid-19-Impfstoffe gegen Infektionen etwas herabsetzen. Der Schutz vor schweren Verläufen bleibt aber hoch – das zeigten mehrere Untersuchungen für den Vektorimpfstoff von Astra Zeneca und die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Umfassendere Daten für den Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson fehlten dazu bisher. Er ist wie das Vakzin von Astra Zeneca ein Vektorimpfstoff, im Gegensatz zu diesem wird er aber als Einzeldosis verabreicht.

Nicht zuletzt deshalb gab es in letzter Zeit Bedenken, wie gut der Impfstoff gegen die Delta-Variante schützen würde. Vorläufige Ergebnisse der südafrikanischen "Sisonke"-Studie, die in Kooperation mit dem Konzern durchgeführt wird, geben nun erste Auskünfte: Der Schutz vor einem tödlichen Verlauf liegt wie bei den anderen Impfstoffen bei 91 bis 96 Prozent.

Auch der Schutz vor einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer Infektion mit der Delta-Variante ist mit 71 Prozent hoch – wenn auch Untersuchungen den Vakzinen von Astra Zeneca, Moderna und Biontech/Pfizer in dieser Hinsicht eine etwas höhere Effektivität attestierten.

Schutz gegen Beta-Variante etwas geringer

Die "Sisonke"-Studie basiert auf den Daten von rund 470.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem medizinischen Bereich, die im Rahmen des nationalen südafrikanischen Impfprogramms zwischen Februar und Mai mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurden. Ihr Krankheitsverlauf wurde mit jenem von ungeimpften Kontrollgruppen verglichen, während des Beobachtungszeitraums zirkulierten in Südafrika sowohl die Delta- als auch Beta-Variante.

Die Forscherinnen und Forscher beobachteten dabei, dass das Vakzin gegen die Delta- etwas besser schützen dürfte als gegen Beta-Variante – in diesem Fall lag die Schutzwirkung vor einer Hospitalisierung bei 67 Prozent.

Die Studie, deren Ergebnisse noch nicht in einem Fachmagazin veröffentlicht wurden, fand zudem keine zusätzlichen möglichen Nebenwirkungen. Unter allen geimpften Probandinnen und Probanden kam es bei zwei Personen zu Blutgerinnungsstörungen, einer vakzininduzierten immunthrombotischen Thrombozytopenie (VITT).

Wie häufig sind Durchbruchsinfektionen?

Unbeantwortet lässt die Studie, wie gut die Impfung grundsätzlich im Fall der Delta-Variante vor Infektionen schützt beziehungsweise wie häufig es zu sogenannten Durchbruchsinfektionen kommt – also zu Fällen, in denen sich jemand trotz Immunisierung infiziert und auch Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit oder Geruchs- und Geschmacksverlust entwickelt.

Zuletzt wurden dazu immer wieder Zahlen aus Island berichtet: Dort betrafen Impfdurchbrüche vor allem Personen, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden. Das kann aber unterschiedliche Gründe haben. Einer ist eine potenziell verminderte Schutzwirkung des Vakzins. Ein anderer ist die Tatsache, dass sich besonders viele aus der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen infizieren. Diese wurden zum Großteil mit dem Einzeldosis-Impfstoff immunisiert. Die höhere Zahl der Durchbruchsinfektionen bei Johnson & Johnson könnte deshalb auch darin begründet liegen, dass ein besonders großer Teil der Betroffenen mit diesem Vakzin geimpft wurde.

Die "Sisonke"-Studie gibt aber Aufschluss darüber, wie solche Durchbruchinfektionen verlaufen: In 96 Prozent der untersuchten Fälle waren die Verläufe mild. Ebenso gibt es erste grobe Daten zur Schutzdauer: So liegt die Schutzwirkung vor Hospitalisierung bei Infektionen mit der Delta- und Beta-Variante zusammengenommen – zumindest über die ersten vier Monate nach der Impfung – konstant hoch.

Studie zu Auffrischungsimpfungen

Johnson & Johnson arbeitet inzwischen an einer Auffrischungsimpfung. Am Mittwoch gab der Konzern in einer Pressemitteilung bekannt, dass eine zweite Dosis seines Impfstoffes die Immunabwehr deutlich steigere. In zwei klinischen Studien habe sich die Zahl der Antikörper nach einer zweiten Impfdosis um das Neunfache im Vergleich zu 28 Tagen nach der ersten Dosis vergrößert.

In Österreich empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) Personen, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson grundimmunisiert wurden, sowie Astra-Zeneca-Geimpften derzeit nach spätestens neun Monaten eine Auffrischungsimpfung. Sie soll mit einem mRNA-Vakzin erfolgen. Fachleute gehen bei einem sogenannten heterologen Impfschema von einer besseren Schutzwirkung aus. (ek 27.8.2021)