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Naftali Bennett zu Antrittsbesuch bei Joe Biden.

Foto: Olivier Douliery/Pool via AP

Washington – Wenn Israels Premierminister Naftali Bennett am Donnerstag zum Antrittsbesuch im Weißen Haus eintrifft, trifft er dort einen Hausherrn, der – so wirkt es – gerade andere Sorgen hat als den Konflikt seines Verbündeten Israel mit militanten Palästinensern. Sogar der Atomstreit mit dem Iran, von dem sich Bennett gleich wie sein Vorgänger Benjamin Netanjahu bedroht fühlt, ist zuletzt ob des Chaos in Afghanistan ein wenig in den Hintergrund gerückt.

Für den rechten Hardliner Bennett geht es dabei aber trotzdem um viel, und vor allem um einen guten ersten Eindruck. Zu Hause muss Bennett, der seit Juni einer breiten, ideologisch heterogenen Koalition vorsteht, Ergebnisse liefern, was die Wiener Gespräche zur Wiederbelebung des Atomdeals mit Teheran betrifft. Während sich Biden schon seit seinem Wahlkampf dafür starkmacht, hält auch die neue israelische Regierung diesen Zug für längst abgefahren. Dass er Washington auch davon überzeugt, ist aber mehr als fraglich.

Pläne gegen Iran

Bevor er vom Tel Aviver Flughafen in Richtung Washington abhob, erklärte Bennett, er werde dem Weißen Haus einen ausgearbeiteten Plan vorlegen, den Israel im Falle einer iranischen Atombombe auch umsetzen werde. "Ziel ist es, die nuklearen Absichten des Iran und sein aggressives Vorgehen in der Region zu stoppen", so Bennett damals.

Mit offener Kritik an den Gesprächen mit Teheran hielt sich der neue Premierminister – anders als Netanjahu – bisher aber auffällig zurück. Israelische Medien vermuteten derweil, dass Bennett Biden aber von Plänen des israelischen Militärs berichten könnte, das an Szenarien für Luftschläge gegen iranische Atomanlagen arbeiten soll.

Auch wenn die USA den neuen Premier in den vergangenen Monaten durchaus mit Vorschusslorbeeren für die Abwahl des bei Biden unbeliebten Netanjahu belohnten: Der neue Mann in Jerusalem hofft auf einen "neuen Geist der Zusammenarbeit", wie Bennett bei der Abreise erklärte. Heikle Themen dürfte er darum – vom Iran abgesehen – auch tunlichst vermeiden.

Skepsis gegenüber Israel

Einfach dürfte dies nicht werden. Die mehr oder weniger offene Ablehnung Netanjahus bei weiten Teilen der Demokraten mag ihm bei Biden selbst Vorteile verschaffen. Insgesamt orten Beobachter aber an der Parteibasis zunehmend Unmut über die uneingeschränkte Solidarität Amerikas mit Israel. Der jüngste Gaza-Konflikt sowie die Bürgerrechtsbewegung Black Lives Matter haben diese Entfremdung noch verstärkt. (flon, 26.8.2021)