Foto: Omno
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Was bekommt man, wenn man die Atmosphäre von Journey und die Rätsel aus Super Mario in ein neues Spiel mixt und dazu auch noch eine kleine Prise Zelda mischt? Die Antwort gibt der Bielefelder Solo-Entwickler Jonas Manke, vulgo "Inkyfox", in seinem Werk Omno. Nach fünf Jahren Entwicklungszeit ist der Indie-Plattformer diesen Sommer (Windows/Steam und Epic Store, Xbox, Playstation, Switch-Version soll noch 2021 folgen) erschienen.

Das Game entführt den Spieler in eine mystische Welt. Ausgestattet mit einem magischen Stab, begibt man sich wortwörtlich auf die Suche nach Licht und ergründet Schritt für Schritt die Handlung, die das Spiel ausschließlich in Form kurzer Nachrichten des letzten Besuchers dieser Welt erzählt.

StudioInkyfox

Die Suche nach dem Licht

Die rudimentär gehaltene, aber metaphorisch vielseitig auslegbare Handlung rückt jedoch ohnehin rasch in den Hintergrund, denn schnell möchte man sich in den Levels des Spiels verlieren. Die Grafik ist einfach gehalten, aber dennoch enorm atmosphärisch. Die liebevoll konstruierte Welt wird von allerlei kuriosen bis anmutigen Geschöpfen im Klein- bis Riesenformat bevölkert, mit denen sich oft auf witzige Weise interagieren lässt.

Während man die Landschaften bestaunt, ist man stets auf der Suche nach "Kugeln" aus Licht, die es zu erreichen gilt. Einige erhält man, indem man einfach selbst genug Licht von Tieren und Pflanzen sammelt, andere befinden sich an schwer erreichbaren Stellen. Dorthin gelangt man durch die Erforschung der Umgebung und das Lösen von Aufgaben.

Faire Rätselkost

Die Bandbreite reicht von einfachen Hüpfeinlagen über Schalter- und Logikrätsel bis hin zu ein paar wenigen Übungen in Geschick und Schnelligkeit unter Zeitdruck. Manche Aufgaben bieten eine offensichtliche Lösung an, andere fordern etwas Hirnschmalz und Beobachtungsgabe. Für einen geübten Spieler bewegt sich der Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und mittel. Auf sehr schwere Aufgaben oder unfaire Herausforderungen, deren Lösung nicht logisch ergründbar ist, hat Manke verzichtet.

Wenn man einen Kritikpunkt anbringen möchte, dann dass sich der Ablauf für jeden Level wiederholt. Man sucht den "Meditationspunkt", dessen Verwendung es ermöglicht, mit dem eigenen Stab die Lichtpunkte grob zu orten – und muss dann mindestens drei davon sammeln, um die Reise fortsetzen zu können.

Für Perfektionisten gibt es auch eine Anzeige, wie weit man die jeweilige Karte abgeschlossen hat. Auf 100 Prozent kommt man nur, wenn man alle Lichtpunkte sammelt, sämtliche Story-Schnipsel findet und mit jeder bislang noch nicht gesehenen Tierart interagiert hat. Besondere Fauna wird in einem kleinen Kompendium vermerkt.

Sanftes Scheitern

Im Verlauf des Spiels werden die Level immer größer und der Stab mächtiger. Ermöglicht er zuerst lediglich einen schnellen Sprung vorwärts, so fungiert er später deutlich vielseitiger. Einzig als Waffe kommt er nicht zum Einsatz, denn Omno kommt – mit Ausnahme eines "Wachturms" – ohne Feinde aus. Bedrohungen für den Spieler sind lediglich tiefes Wasser und bodenlose Abgründe.

Aber auch Scheitern ist in diesem Game ein sanfter Prozess. Man landet einfach wieder am letzten besuchten Speicherpunkt. Diese aktivieren sich beim Vorbeilaufen automatisch und sind intelligent in der Landschaft verteilt, sodass man nur selten längere Wege zurücklegen muss, um sich noch einmal am gleichen Rätsel zu versuchen. Eine Lebensbegrenzung gibt es nicht.

Akustikjuwel

Dass das Werk eine Ein-Mann-Produktion ist, merkt man Omno gar nicht an. Neben der stimmungsvollen Grafik sind die Animationen flüssig gehalten, die Steuerung ist eingängig, Bugs treten nur vereinzelt auf und sind unproblematischer Natur.

Ein Highlight des Games ist auch seine akustische Kulisse. Die Soundeffekte passen in die Welt und helfen dabei, ihr Lebendigkeit zu verleihen. Die Hintergrundmusik verstärkt die Atmosphäre der unterschiedlichen Umgebungen und ändert sich in Tonalität und Lautstärke begleitend zu den Aktionen des Spielers. Sie trägt entscheidend dazu bei, dass man sich in diesem Spiel, das in Sachen Gameplay eigentlich recht simpel gehalten ist, verlieren kann.

Und so fühlt sich das Erlebnis – auf positive Weise – auch länger an, als es eigentlich ist. Als erfahrener Spieler kann man Omno in vier bis fünf Stunden durchspielen und dabei die meisten Level fast vollständig oder mit 100 Prozent abschließen. Es spricht aber nichts dagegen, in einer der wunderschönen, fantasievoll gestalteten Landschaften zu verweilen und einfach nur den Ausblick zu genießen.

Fazit

Für 18 Euro mag das nicht viel Spielzeit sein, auch wenn man nach dem Ende des Abenteuers alle Zeitaufgaben noch einmal absolvieren darf, um Rekorde aufzustellen. Doch dabei muss man Omno zugutehalten, dass das Erlebnis nie künstlich gestreckt wird und einem beim Durchspielen daher auch nicht langweilig wird.

Es gibt keinen "Grind", sondern tatsächlich einfach nur ein Videospiel gemäß der "ursprünglichen" Bedeutung dieses Wortes und umgesetzt als grafisches und akustisches Kunstwerk, das zu erleben es absolut wert ist. (Georg Pichler, 28.8.2021)