Edith Hlawati wurde zur Chefin der Staatsholding Öbag berufen.

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In seiner zwei Jahren als Öbag-Chef und Aufsichtsratschef staatsnaher Unternehmen galt Thomas Schmid als besonders umsichtig in allen juristischen Fragen. Dafür griff er nicht nur auf die Erinnerung an sein Jus-Studium zurück, sondern auch auf den Rat von Edith Hlawati.

Die Partnerin einer der größten Wiener Wirtschaftskanzleien musste es zwar akzeptieren, dass sie nach 16 Jahren aus dem Namen ihrer Sozietät herausfiel, als sich Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati 2019 auf das kürzere Cerha Hempel unbenannte. Ihrem Ruf als führende Unternehmensjuristin mit ausgezeichneten Beziehungen tat das allerdings keinen Abbruch.

Die 64-Jährige war vor allem seit der Reform der ÖIAG unter der Regierung Schüssel bei fast allen Privatisierungen dabei und diente als Rechtsberaterin und Troubleshooterin für die Staatsholding. Sie zog in den Aufsichtsrat der Telekom Austria und etwas später auch in jenen der Österreichischen Post. In beiden staatsnahen Konzernen ist sie heute Aufsichtsratsvorsitzende, wobei vor allem ihre Funktion in der Telekom mit dessen Mehrheitsaktionär América Móvil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim ihr viel diplomatisches Geschick abverlangt. Als dieser 2013 einstieg, trat sie von ihrem Posten zurück, blieb aber als Beraterin der ÖIAG weiterhin involviert – und kehrte fünf Jahre später als Aufsichtsratschefin wieder.

Öbag-Gesetz trägt ihre Handschrift

Ihre Kompetenz im Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht ist unbestritten. Aber für all diese Bestellungen war auch ihre Nähe zur ÖVP und den meisten Finanzministern der letzten 20 Jahre sicher kein Nachteil. Das Öbag-Gesetz, das Schmid für seine eigene Bestellung maßschneidern ließ, trägt auch ihre Handschrift.

Hlawati als öffentlichkeitsscheu zu beschreiben, wäre eine Untertreibung, sie agiert stets im Hintergrund. Über ihr Privatleben ist nichts bekannt. Hlawati studierte Jus in Wien mit Abstechern nach London und Südafrika und trat 1983 als Konzipientin in jene Kanzlei ein, der sie heute noch angehört. Bei den Freunden der Albertina ist sie Vizepräsidentin.

Dass Hlawati von Aufsichtsratschef Helmut Kern statt dem favorisierten Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun nun an die Spitze der Öbag berufen wurde, zeigt, dass die ÖVP bei den Staatsbeteiligungen keine unternehmerischen Ambitionen hegt, sondern vor allem Ärger vermeiden will. Juristische Fehler wird es unter ihr nicht geben – ebenso wenig wie peinliche Chats. industriepolitische Visionen wird man wohl vergeblich suchen. (Eric Frey, 27.8.2021)