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Apple lockert die Regeln rund um den App Store. Minimal.

Foto: Patrick Semansky / AP

Unsere Plattform, unsere Regeln. Mit dieser recht simplen Formel lehnt Apple schon seit vielen Jahren jegliche Öffnung rund um die App-Auslieferung für iPhone und Co ab. Während das Unternehmen selbst darin einen wichtigen Eckpfeiler für Sicherheit und Privatsphäre sieht, kommt diese strikte Kontrolle bei anderen weniger gut an: den Anbietern von Apps und Services. In den vergangenen Jahren ist der iPhone-Hersteller entsprechend immer stärker unter Druck gekommen. Und so kommt nun, was lange für unmöglich gehalten wurde: Apple ändert die App-Store-Regeln – wenn auch nur ein kleines bisschen.

Umwege

Künftig dürfen die Entwickler von Apps ihre Nutzer gezielt auf Bezahlwege jenseits von Apple hinweisen – also welche, wo die finanzielle Beteiligung des iPhone-Herstellers nicht anfällt. Ein Hinweis beim Eintrag im App Store bleibt zwar auch künftig verboten, haben die App-Entwickler andere Möglichkeiten mit den Nutzern in Kontakt zu treten – etwa über eine Mailadresse – dann dürfen sie das aber jetzt. Bisher war selbst das verboten, und konnte mit einem Rauswurf aus dem App Store geahndet werden.

Die neue Regelung ist eine direkte Folge einer Sammelklage von App-Entwicklern, die diese im Jahr 2019 in den USA eingereicht haben. Dieses Verfahren endet nun mit einem außergerichtlichen Vergleich, der Apple neben der Regelanpassung auch etwas abverlangt, das man leichter verkraften kann: Geld. Hat doch nun jeder in den USA ansässige Entwickler, der im Zeitraum zwischen 4. Juni 2015 und 26. April 2021 zumindest eine App im App Store hatte und damit weniger als eine Million Dollar verdient hat, Anspruch auf Schadensersatz. Die konkrete Höhe hängt dabei vom Jahresumsatz des Entwicklers ab, und rangiert zwischen 250 und 30.000 Dollar. Maximal muss Apple dabei aber 100 Millionen Dollar zahlen.

Minimalveränderung

Dass man damit andere Verfahren loswird, darf allerdings bezweifelt werden. Immerhin wird damit nur an der Oberfläche der Kritik gekratzt. So ist eben weder ein entsprechender Hinweis im App Store noch die Verwendung alternativer Bezahlmittel bei den Apps selbst erlaubt. Entsprechend eindeutig ist dann die Reaktion der "Coalition for App Fairness"; einer Industriegruppe, der neben Epic Games auch Spotify und andere Anbieter angehören. Diese sprechen von einer Scheinabmachung, mit der Apple versuche Regulatoren und anderen Gerichten zu entkommen. Im Kern geht es um viel Geld, immerhin verdient Apple bei jeder über die eigenen Wege abgewickelten Transaktion irgendwo zwischen 15 und 30 Prozent.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Apple auf die Kritiker zugeht. So hat das Unternehmen Anfang des Jahres die Gebühr für kleinere App-Anbieter auf 15 Prozent reduziert. Dass hier zuletzt Bewegung in die Angelegenheit gekommen ist, ist indirekt das Ergebnis eine wachsenden Zahl an Verfahren und kartellrechtlichen Untersuchungen gegen Apple rund um den App Store. Gerade der Rechtsstreit mit dem Spielehersteller Epic Games hat dabei viel Aufmerksamkeit für das Thema generiert. Übrigens handelte es sich beim Richter, der die Sammelklage verhandelte, um denselben, der auch Epic vs. Apple betreut.

Abwarten

Derzeit sind bei alldem aber noch einige Fragen offen. So bleibt zunächst unklar, ob Apple die erwähnte Änderung global durchführt oder doch nur auf die USA beschränkt. Außerdem bleibt vorerst unklar, wann die Änderung dann wirklich in Kraft tritt. (apo, 27.8.2021)