Armbinden und Uniformen dürfen auch diesmal nicht fehlen: "Wir sind das Volk" der Band Laibach basiert auf Texten von Heiner Müller. Es ist nun erstmals in Österreich zu sehen.

Foto: Dorothea Tuch

Regisseur Bernd Liepold -Mosser arbeitet die Hälfte des Jahres an Theatern auswärts. Schon lange dachte er sich deshalb, dass es wichtig wäre, es dem Publikum in seiner Heimatstadt Klagenfurt zu ermöglichen, Dinge zu sehen, die man bisher in Kärnten nicht auf Bühnen fand. Bei der Stadt ist er damit sofort auf offene Türen gestoßen, kurzerhand hat er also ein Festival gegründet. Am Dienstag startet das Klagenfurt Festival – mit einem gehörigen Tusch.

Zum Auftakt zeigt nämlich die slowenische Kultband Laibach Wir sind das Volk – ein Musical, das sie 2020 noch vor Corona für das Ber liner Theater HAU erarbeitet hat. Zugrunde liegen Texte von Heiner Müller, optisch dominiert das typisch provokante Spiel der Musiker mit totalitären Symbolen. Das Programm ist erstmals in Österreich zu sehen. Schon in seiner ersten Ausgabe vollbringt das Festival also das Kunststück, bemerkenswerte Gastspiele nach Klagenfurt zu manö vrieren. Etwa auch The Opposite der slowenischen Truppe Slovensko mladinsko gledališče, die fragt: Wenn Politik dank Fake-News und Message-Control dem Theater ähnlicher wird, müsste nicht das Theater zum Medium der Politik werden?!

Dass viele Acts politisch sind, erwächst aus dem Theaterverständnis Liepold-Mossers. Er zeichnet als künstlerischer Leiter und Geschäftsführer für das Programm verantwortlich und versteht Theater als "politisches Medium", möchte "Menschen neue Sichtweisen auf sich selber und das Verhältnis zur Welt anbieten".

Stermann und Grissemann beschäftigen sich dazu einen Abend lang kabarettistisch mit Potenzialen und Abgründen Kärntens, Šteinacher – Hamsuchung erinnert an einen Mann, der sich 1920 um die Kärntner Volksabstimmung bemühte, dessen Interesse aber vom Deutschtum geprägt war.

Breites Line-up

Das Programm holt bekannte und weniger bekannte Künstler auch aus dem eigenen Bundesland auf die Bühne, stellt ihnen Stars zur Seite. Dabei haben einige der Kärntner Künstler selbst internationale Karrieren. In Butterfly tales der über die Grenzen hinaus tätigen Kärntner Choreografin Andrea Schlehwein trifft etwa Chaosteorie auf Choreografie. Daneben wird es Lesungen von Karl Markovits und Klaus Maria Brandauer geben, Philipp Hochmair singt mit Band Gedichte von Friedrich Schiller.

An heimischer Musikern finden sich Voodoo Jürgens, Clara Luzia oder Naked Lunch. Mit der "Kopfhöreroper" Myriam reist das niederländische Kollektiv NYX an. Dazu kommen Gespräche, eine Ausstellung.

Die Möglichkeit für Kärntner Künstler, in einem "internationalen Kontext ihre Arbeit präsentieren zu können", war Liepold-Mosser wichtig. Schließlich soll sich das Festival zum Impulsgeber entwickeln. "Das Problem in Kärnten ist: Das Land ist wunderschön, die Lebensqualität ist hervorragend, aber geistig und kulturell gibt es Nachholbedarf."

Der Kartenvorverkauf zeige, dass das Interesse groß ist, sagt Liepold-Mosser. Die nächsten beiden Ausgaben sind dank Förderungen schon gesichert. (Michael Wurmitzer, 28.8.2021)