Während die Scheinwerfer auf Kanzler Sebastian Kurz gerichtet sind, der die Pfeile für seine kompromisslose Ablehnung einer Aufnahme schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan auf sich zieht, bleiben die eigentlichen Mitverantwortlichen für diese Politik der harten Herzen verstohlen im Hintergrund.

Niemand aus den Reihen der ÖVP-Granden zeigt Sebastian Kurz Grenzen auf.
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Niemand aus den Reihen der ÖVP-Granden zeigt Kurz Grenzen auf, niemand stoppt Kurz bei seinem – wie es Paul Lendvai formulierte – "folgenschweren Bruch mit der humanistischen Tradition der Zweiten Republik". "Bis hierher und nicht weiter", hätte man etwa von den noch immer christlich und sozial gefestigten schwarzen Landeshauptleuten erwartet.

Jedoch: Die Elite der Volkspartei, von Niederösterreichs Landeschefin Johanna Mikl-Leitner, dem Oberösterreicher Thomas Stelzer und dem Steirer Hermann Schützenhöfer bis zu den Bündechefs, hält solidarisch den Mund.

Schweigen heißt Zustimmung. Sie alle tolerieren, dass das Ansehen Österreichs als verlässlicher europäischer Partner aufs Spiel gesetzt und die ÖVP in ein finsteres Eck rechts der FPÖ geführt wird. Das alles, für einige Umfrageprozente, für jene 250.000 geliehenen FPÖ-Stimmen, die der Kurz-ÖVP die Mehrheit in diesem Land sichern. Es ist ein blinder Gehorsam der ÖVP-Mächtigen, der verstört – aber auch die Gefahr in sich birgt, den Zeitpunkt der Umkehr zu übersehen. Die deutsche CDU führt vor Augen, wie schnell sich ein Blatt wenden kann. (Walter Müller, 28.8.2021)