Sicherheit stellt beim Austrian Micro Data Center an erster Stelle.

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Exakt eineinhalb Jahre nach den ersten Corona-Infektionen in Österreich hat man zwar Daten über steigende Infektionen und Hospitalisierungen aufgrund von Covid-19, kann aber nach wie vor keine detailreichen Schlüsse daraus ziehen: Von jenen 104 Erkrankten, die hierzulande laut Stand Freitag, 27. August, auf Intensivstationen liegen, vermutet man aufgrund zahlreicher Studien, dass mehr als 80 Prozent nicht geimpft sind, weil Impfungen ja vor schweren Verläufen schützen. Genaue Zahlen werden freilich nicht zeitnah mitgeliefert. Man kann daher auch keine Schlüsse darüber ziehen, wie viel Prozent der derzeit schweren Verläufe Vorerkrankungen wie Krebs, Übergewicht, Asthma oder Diabetes haben und daher besonders gefährdet waren, an Covid zu erkranken.

Das bei der Statistik Austria angesiedelte Austrian Micro Data Center (AMDC) wird das Problem nicht schlagartig lösen, denn es sind nur die Registerdaten der Statistik Austria, mit denen dann geforscht werden kann, nicht jene, die im Pandemiemanagement besonders relevant sind (zum Beispiel die Elga-Daten). Dafür bräuchte es eine eigene Verordnung des Wissenschafts- und des Gesundheitsministeriums. Ein erster Schritt sei aber getan, wie Wissenschafter betonen. Man spricht sogar von einen "Meilenstein". Angesichts der Abwehrhaltung, die hierzulande gegenüber datenbasierter Forschung herrscht, kein übertriebenes Statement.

Durch Änderungen im Bundesstatistikgesetz und im Forschungsorganisationsgesetz sollen nun bis Anfang 2022 die legistischen Voraussetzungen geschaffen werden, ein halbes Jahr später könne man dann starten, sagte Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, während des Europäischen Forums Alpbach.

Antrag muss datenschutzrechtlich geprüft werden

Das Prozedere: Forscher können erst nach einem entsprechenden Antrag und einer Prüfung nach datenschutzrechtlichen Kriterien auf Registerdaten zugreifen, um konkrete Forschungsfragen zu stellen. Die Mittel für die Plattform stellt das Wissenschaftsministerium zur Verfügung. Der zuständige Ressortchef Heinz Faßmann (ÖVP) hofft, dass dieser erleichterte Zugang zu Registerdaten der Statistik Austria einen Anstoß bietet für weitere Zugangsmöglichkeiten zu anderen Registern. Sie könnten in weiterer Folge nicht nur bei der Pandemiebekämpfung mehr evidenzbasiertes Handeln ermöglichen.

Sowohl Faßmann als auch Thomas und der anwesende Komplexitätsforscher Stefan Thurner betonten das Thema Datensicherheit. Durch Sicherheitsstandards will die Statistik Austria gewährleisten, dass die Wissenschafter damit etwa den Einfluss unterschiedlicher Bildungsverläufe auf die jeweiligen Arbeitsmarktkarrieren analysieren können. Rückschlüsse auf einzelne Personen sind nicht möglich.

Auf Uni-Niveau forschend

Nach dem Antrag einer unabhängigen, auf Uni-Niveau forschenden Institution mit der konkreten Forschungsfrage wird ein "Datenkörper" erstellt und in einem virtuellen, von Zugriffen geschützten Arbeitsraum nur dem Forschenden bereitgestellt, für den die Institution auch zu bürgen hat – die Daten verlassen dabei nie den Server der Statistik Austria.

Der nächste Schritt wäre eine unabhängige Medizindatenstelle am Austrian Micro Data Center, von dem Thurner in Alpbach sprach. Damit könne man die Sinnhaftigkeit vieler Entscheidungen, die jetzt im Blindflug passieren, vorher datenbasiert überprüfen. Derzeit seien diese Daten an zu vielen Stellen gebunkert. (Peter Illetschko, 27.8.2021)