Justizministerin Zadić (Grüne) fordert, dass Österreich Menschen aus Afghanistan aufnimmt. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatte dem türkisen Koalitionspartner zuletzt wegen dessen harter Haltung fehlende Menschlichkeit vorgeworfen.

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Wien – Die grüne Justizministerin Alma Zadić fordert, Frauen, Mädchen und Menschen, die für die frühere Regierung in Kabul oder westliche Staaten gearbeitet haben, aus Afghanistan herauszuholen. Sie müssten fürchten, von den Taliban gefoltert, exekutiert oder gesteinigt zu werden. "Es ist dringend geboten, jetzt gemeinsam als Europa zu helfen", sagte Zadić im Interview mit dem "Kurier" (Samstagsausgabe).

Zur Linie der Koalition, vorerst nur "Hilfe vor Ort" zu leisten, meinte die Ministerin: "Hilfe vor Ort wird notwendig sein, aber es wird auch notwendig sein, Frauen und Mädchen, die jetzt gefährdet sind, da rauszuholen." Zur Ablehnung der ÖVP sagte Zadić: "Dann werden wir Überzeugungsarbeit leisten müssen. Alle grünen Regierungsmitglieder und übrigens auch die weit überwiegende Mehrheit unserer europäischen Nachbarn sind sich da einig."

Menschlichkeit

Auf die Frage, ob sie auch der Meinung ihres Parteichefs Werner Kogler sei, es fehle der ÖVP an der "notwendigen Menschlichkeit", erklärte Zadić: "Menschlichkeit ist immer wichtig. Wenn ich mir ausmale, dass sich in Afghanistan wiederholt, was vor 20 Jahren unter den Taliban war, macht mich das unglaublich betroffen."

Österreich habe bei Krisen in der Vergangenheit immer geholfen, sagte sie unter Hinweis auf den Jugoslawienkrieg. "Wien ist bekannt als der Ort, an dem sich die Diplomatie trifft. Ich finde, Österreich sollte diese Rolle am internationalen Parkett auch jetzt einnehmen", so die grüne Ministerin. (APA, 27.8.2021)