Sir Arthur Charles Clarke (1917–2008).

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Was wird uns bloß die Zukunft bringen? Diese Frage beschäftigt Menschen schon seit ewigen Zeiten. Doch während in antiken Sagen oft noch die Hilfe von in Rätseln sprechenden Orakel in Anspruch genommen wurde, nehmen diese Rolle in unserer Zeit Futuristen ein, die sich deutlich konkretere Prognosen zutrauen.

Und während manche davon ("Das Internet wird kein Massenmedium") sich nicht erfüllen, erweisen sich andere als erstaunlich zutreffend, obwohl sie ihrer Zeit Jahrzehnte voraus sind. So auch einige Voraussagen von Sir Arthur Charles Clarke, der nicht nur Science-Fiction-Fans bekannt sein dürfte.

Der 2008 verstorbene Autor, Erfinder, TV-Moderator und Tauchenthusiast trat bereits in seiner Jugend der British Interplanetary Society bei, deren Obmannschaft er später auch zweimal innehaben sollte. Er trug stark dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschung populär zu machen, insbesondere für seine Passion, die Raumfahrt. Sein bekanntestes Werk ist wohl der Film 2001: Odyssee im Weltraum, dessen Drehbuch er gemeinsam mit Stanley Kubrick verfasste. Das 1968 erschienene Abenteuer zählt bis heute zu den einflussreichsten Sci-Fi-Werken überhaupt. Clarkes visionäre Perspektive brachte ihm den Beinamen "Prophet des Weltraumzeitalters" ein, der ihm 1969 in einem Artikel des Magazins "Reader’s Digest" verliehen wurde.

AT&T Tech Channel

Internet, Messenger und Zeitungssterben

1976 stellte er sich im Rahmen einer Konferenz des Massachussetts Institute of Technology (MIT) und des Telekomanbieters AT&T einem kurzen Interview für das TV-Format "Monitor" des Unternehmens. Dieses stellte die Aufnahme 2015 auf Youtube online. In gerade einmal etwas mehr als fünf Minuten sagt er konzeptuell das voraus, was sich später als E-Mails, Messenger und Videochats manifestieren sollte.

Etwa ein Vierteljahrhundert bevor das Internet zum Massenmedium wurde, prognostizierte er, dass man einfach Zugriff auf "alle Informationen, die man haben möchte", haben werde – egal ob Flugzeiten, Produktpreise, Bücher oder Nachrichten. Dabei enthalten ist auch die Idee von anpassbaren Newsfeeds oder Newslettern, über die man nur Neuigkeiten aus Themengebieten erhält, die einen interessieren.

Auch die Schwierigkeiten der klassischen Papierzeitung ahnt er voraus. "Die Zeitung ist dabei zu verschwinden", so Clarke und betont dabei auch die eingesparten Ressourcen. Schon seit Jahren kämpfen viele Printmedien mit sinkenden Auflagezahlen und versuchen, sich online ein neues Standbein aufzubauen.

Fehlprognosen

Neben einigen weiteren korrekten Prognosen liegt aber auch Clarke bei manchen Dingen daneben. So hat sich etwa seine Erwartung einer weltweit einheitlichen Zeitzone bis heute nicht erfüllt. Auch der Kontakt zu Außerirdischen konnte noch nicht hergestellt werden. "Reisen werden nur noch zum Vergnügen gemacht, nicht mehr aus Notwendigkeit", rechnete er mit dem Ende der Berufsverkehrslawinen. Auch das ist noch nicht eingetreten.

Langfristig könnte er hier aber auch recht behalten, sorgte doch das Coronavirus vielerorts für verstärkte Digitalisierungsbemühen und Umstellung auf Homeoffice. Das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden dürfte auch nach dem endgültigen Abflauen der Pandemie für zahlreiche Menschen ein wichtiger Aspekt ihres Erwerbslebens bleiben.

Die Sci-Fi-Ikone spricht aber nicht nur über die Vorteile der neuen Technologien. Konkret thematisiert er als eine der negativen Folgen die ständige Erreichbarkeit, die Smartphones und andere Mobilgeräte heute möglich machen. Sie wird von Arbeitgebern teilweise auch ausgenutzt, was sich negativ auf Psyche und Gesundheit der betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auswirkt. Dennoch seien "die Vorteile so riesig", dass sie alle anderen Aspekte übertrumpfen würden, so Clarke abschließend. (gpi, 29.8.2021)

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