CDU-Chef Armin Laschet entdeckte seine Angriffslust.

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Entspannt konnte niemand aus der Riege der Kanzlerkandidaten in dieses erste TV-Triell am Sonntagabend gehen. Die Grüne Annalena Baerbock nicht, weil ihr Wahlkampf ohnehin schon von Pannen und Patzern gekennzeichnet war. Der Sozialdemokrat Olaf Scholz ebenso wenig, denn er, der bekanntermaßen kein brillanter Rhetoriker ist, durfte den knappen Vorsprung nicht verspielen.

Am größten war wohl der Druck für Armin Laschet. Binnen Wochen sind die Umfragewerte der Union so zusammengeschmolzen, dass auch in den eigenen Reihen immer mehr Kritik laut wurde. Laschet, der doch eigentlich Angela Merkels Erbe bewahren will, wirkte wie ein Getriebener. Auch beim Auftakt in die heiße Wahlkampfphase vor einer Woche in Berlin konnte er nicht wirklich überzeugen.

Neue Angriffslust

Natürlich war es kein anderer Laschet, der da nun am Sonntagabend auf Baerbock und Scholz traf. Aber eine neue Angriffslust war ihm deutlich anzumerken. Immer wieder knöpfte er sich die Kontrahenten vor, er sprach deutlich emotionaler als sonst. Wie einer, der sich schon aufgegeben hat, trat Laschet nicht auf. Dies hatte jedoch auch eine Kehrseite: Vor allem gegenüber Baerbock gab sich Laschet oft unangenehm onkelhaft.

Auch Baerbock konnte punkten. Sie wirkte deutlich befreiter als in den vergangenen Wochen, als es vor allem um ihre hausgemachten Fehler ging. Inhaltlich griff sie Scholz und Laschet immer wieder mit dem Argument an, die beiden hätten es so oft versäumt zu handeln. Manchmal allerdings verhedderte sie sich in Details, im Großen und Ganzen aber gelang es ihr zu zeigen, dass man sie noch nicht gänzlich abschreiben möge.

Scholz war Scholz – im Positiven wie im Negativen. Erneut schaffte er es, sich als Fortsetzung von Angela Merkel mit anderen Mitteln zu präsentieren und so immerhin Laschet auf die Palme zu treiben. Entschieden ist noch nichts nach diesem Triell. Es folgen noch zwei weitere. Vielleicht werden diese noch zugespitzter und schärfer. Das wäre ein interessanter Ausgleich zum bisher eher lauwarmen Wahlkampf. (Birgit Baumann, 29.8.2021)