Diese drei Autos passen nicht zusammen, die lassen sich nicht vergleichen.

Doch, du schaffst das, sagt der Kollege. Fahr einmal aus.

Zwei Große, ein Kleiner. Da liegt ein halber Meter dazwischen. Oder anders: zweimal Hyundai, einmal Jaguar. Da liegen, vom Image her betrachtet, Welten dazwischen. Von der Qualität, so fair muss man sein, ist der Unterschied gar nicht so groß. Aber das sind doch völlig unterschiedliche Käuferschichten.

Raunz nicht, fahr, sagt der Kollege. Dann werden wir schon sehen.

Kompakt und trendig: Der Bayon ist der SUV auf Basis des Kleinwagens i20.
Foto: Stockinger

Also gut, was haben wir denn da? Einen Hyundai Bayon, das kleinste Modell aus der Reihe der SUVs, und einen Hyundai Santa Fe, größtes Modell bei Hyundai, von den Bussen einmal abgesehen. Passt schon einmal gar nicht zusammen. Und, wie die Faust aufs Auge: ein Jaguar F-Pace, logischerweise der teuerste in der Runde, mit den verpackten Extras kommt der Testwagen auf fast 100.000 Euro, das ist in etwa das Dreifache dessen, was der Bayon kostet. Na fein. Und noch ohne dass ich eingestiegen bin, kann ich sagen: Der Jaguar ist das sportliche Modell. No na.

Gehasst und geliebt

Grafik: Der Standard

Was ist nun das Gemeinsame, das Vergleichbare? Es sind alle drei SUVs. Seltsame Zwitter aus Hassobjekt und Publikumsliebling, und es gibt sie inzwischen in jeder Größenordnung, vom 3,5-Meter-Floh bis zum 5,5-Meter-Riegel. Die drei aktuellen Neuzugänge, die wir hier zusammengewürfelt haben, eint, bei allen Unterschieden, damit zweierlei: die Fahrzeuggattung und die Elektrifizierung – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Der Kleinste des Trios, der auf dem Kleinwagen i20 basierende Hyundai Bayon, setzt auf 48-Volt-Mildhybrid in Kombination mit einem Ottomotor. Der Größte, der Santa Fe, ebenfalls aus dem Hause Hyundai, auf Plug-in-Hybrid. Und der Nobelste, der gerade gründlich modellgepflegte Jaguar F-Pace, auf 48-Volt-Mildhybrid, kombiniert mit einem kräftigen Dieselmotor. Alle drei gehen also die Elektrifizierung an, alle drei, so muss man sagen, noch relativ verhalten.

Der Hyundai Bayon von innen.
Foto: Stockinger

Schlüpfen wir einmal rein – zuerst in den Kleinen. So klein und schon ein SUV. Passt aber wie angegossen. Von der Größe her ganz klar ein Wagen für die Stadt, passt gut für die kleine Familie. Die SUV-Attribute sind primär optischer Natur, die hohe Sitzposition ist angenehm, natürlich lassen sich auch Rand steine erklimmen, von ernsthaften Ausflügen ins Gelände tät ich mit dem Bayon aber absehen. Muss nicht sein, auch wenn er so tut, als ob.

Ein Motörchen

Das Doppelkupplungsgetriebe ist nicht nur angenehm und harmonisch, sondern holt aus dem kleinen Dreizylindermotor auch maximal die vorhandene Leistung heraus. Lediglich beim Anfahren verspürt man ein kleines Schwächeln, dann geht’s aber entschlossen dahin.

Wenn man vom Gas weggeht und der Lithium-Ionen-Akku ausreichend geladen ist, kuppelt der Antrieb automatisch aus und segelt im Leerlauf oder sogar mit abgeschaltetem Motor leise durch die Straßen. Oder wir sammeln Power für später: Über die Motorbremse wird spürbar die Batterie geladen, das ist am Anfang ein wenig irritierend, man gewöhnt sich aber relativ schnell daran. Mit sehr moderater Fahrweise kamen wir auf sechs Liter im Alltag, das ist noch kein Wert, mit dem man sich auf grüner Seite beliebt macht. Da müsste mehr gehen, aber das ist gleichzeitig auch die Krux der superkleinen Motoren: Ein Liter Hubraum, drei Zylinder, 120 PS, da muss sich der Motor praktisch jederzeit anstrengen, und das merkt man dann im Verbrauch.

Foto: Völker

Von klein zu sehr groß. Auch der Sante Fe passt ausgezeichnet, das Auto spannt vielleicht weniger um Bauch und Schultern. Im Ernst: Das ist ein Riesenauto, und im Gegensatz zum Bayon sollte sein Revier nicht die Großstadt sein, für die ist es nämlich definitiv zu large. Land, große Familie, viel Gepäck, viel unterwegs, da kann der Santa Fe seine Stärken ausspielen, und die sind in erster Linie das Raumangebot für Passagiere und all die Dinge, die sie mitnehmen wollen.

Grafik: Der Standard

Ernsthaft im Gelände

Was der Santa Fe anders und besser kann: Er ist ein ernsthafter Geländewagen, macht sich tatsächlich gerne schmutzig, kommt überraschend weit rauf und runter. Anders als die beiden anderen hier vorgeführten Autos ist er ein Plug-in-Hybrid, kann also an die Steckdose angehängt werden. Die elektrische Reichweite liegt bei knapp 60 Kilometern. In der Stadt lassen sich die Wege also mit null Emissionen erledigen. Bei Überlandfahrten, oder wenn man einmal in Gegenden unterwegs ist, wo sich kein Strom nachladen lässt, pendelt sich der Verbrauch des Benziners, der 180 PS leistet, bei sechs bis sieben Liter auf hundert Kilometer ein. Die Stärke ist aber die Kombination, und gemeinsam leisten Verbrenner und Elektromotor 265 PS, da geht also auch etwas weiter, wenn man das braucht.

Technisch spielt der Santa Fe alle Stückerln, kinderfreundlich ist er auch: Der Beifahrersitz, auf dem sich auch der Kindersitz fixieren lässt, kann von Fahrerseite aus elektrisch justiert werden, das ist richtig praktisch. Ein tolles Feature sind die Aufnahmen der Kameras nach hinten, die ins rechte oder linke Feld im Armaturenfeld eingeblendet werden, sobald man rechts oder links blinkt. Auch nicht zu unterschätzen: Die Spurhalteassistenz, die mittlerweile verpflichtend in jedem neuen Fahrzeug vorgeschrieben ist, lässt sich mit einem neuen Knopfdruck deaktivieren – und nervt damit nicht mehr.

Grafik: Der Standard

Kraftvoll ausgestattet

Foto: Stockinger

Und der Jaguar. Also wenn der um knapp 100.000 Euro (Grundpreis für SE D300 AWD 85.000 Euro) nicht toll ist, dann weiß ich nicht. Und er ist. Spürbar kraftvoller, dynamischer und wendiger als der Santa Fe, in etwa gleich groß, aber mit einem Zylinder-Turbodiesel deutlich besser motorisiert.

Der Jaguar punktet bei Sportlichkeit und Ausstattung, das ist schon sehr schön und komfortabel. In den angebotenen Features ist der Hyundai Sante Fe aber das pfiffigere und praktischere Auto. Wer auf Fahrdynamik steht, wird vom Jaguar begeistert sein, trotz Größe und Gewicht ist das ein Vergnügen. Dank Mildhybrids bleibt der Verbrauch auch überschaubar.

Foto: Stockinger

Letztlich sind das alle drei feine Autos, die Frage ist: Was braucht man, was will man, was kann und mag man dafür zahlen? (Michael Völker, 30.8.2021)