Da muss man doch glatt am Anfang einer Testfahrt eines E-Autos an den VW Käfer denken. Von 1945 weg, bis Ende Juli 2003, als die letzten Käfer in Mexiko vom Band liefen, hat sich sein Äußeres kaum verändert. Gut das Brezelfenster wurde irgendwann ein einziges, das groß genug war, dass man sehen konnte, was hinter dem Wagen passiert – aber im Grunde hat das bis heute meistverkaufte Auto der Welt immer gleich ausgesehen.

Oder denken wir an den Strich 8 – für nicht Mercedes-Begeisterte, das war der W 123, der von 1975 bis 1986 als Fahrzeug der oberen Mittelklasse mehr als 2,6 Millionen Mal verkauft wurde. Auch er änderte in dieser Zeit sein Aussehen so gut wie gar nicht. Wohl gab es aber immer wieder technische Änderung.

Im Vordergrund der rote gefaceliftete Hyundai Kona Elektro, im Hintergrund die weiße Kreide am Ausläufer des Himalaythagebirges.
Foto: Guido Gluschitsch

Modellpflege

Heute schaut das anders aus. Alle drei, vier Jahre gibt es ein Facelift eines an sich neuen Wagens, um die Kunden die restlichen drei, vier Jahre, bis zum neuen Modell, bei der Stange zu halten. Und diese Überarbeitungen sind heutzutage vorwiegend optischer Natur, wie diese beim Kona Elektro.

Vor drei Jahren brachte Hyundai den Kona neben den konventionellen und Hybrid-Antrieben auch als E-Auto auf den Markt. Und nun kommt eben die Modellpflege, wie es auf Deutsch so schön sperrig heißt.

Auch das Heck schaut nun ein wenig anders aus, der Unterschied ist aber nicht gewaltig.
Foto: Guido Gluschitsch

Antriebsmäßig ist im Großen und Ganzen alles beim Alten geblieben. Da gab es auch gar nichts, was einer dramatischen Verbesserung bedurfte. Reden wir doch immerhin von 150 kW Leistung, fast 400 Newtonmeter Drehmoment und einer Reichweite von rund 500 Kilometer – zumindest wenn man zur 64 kWh- Batterie greift. Den Kona gibt’s nämlich auch eine Nummer kleiner, mit 39,2 kWh-Akku und 100 kW Leistung.

Schlichtes Design

Mit dem kleinen Akku geht es aktuell, wegen des Aktionspreises bei 31.790 Euro los, mit dem großen Akku beginnt selbe Preisliste bei 39.590 Euro. Wir haben also ordentlich Extras im Testwagen.

Doch endlich zu den Neuerungen beim Kona Elektro. Und die sind überschaubar. Da ist einmal die Front. Sie wurde nun glattgebügelt. Möglich, dass hier Tesla mit seinem – na sagen wir nicht einfallslos, sagen wir – schlichten Design Pate stand.

Das Cockpit des Kona Elektro.
Foto: Guido Gluschitsch

Mehr LED gibt es jetzt– nicht nur vorn, auch hinten, und damit neue Heckleuchten, die breiter sind und den Wagen stattlicher dastehen lassen. Überhaupt nimmt man dem Kona auf den ersten Blick nicht ab, dass er nur zu den kompakten Sport-Utilitys gehört.

Weiter als gedacht

Grafik: Der Standard

Im Innenraum ist das Display hinter dem Lenkrad neu. Es spielt alle Stückeln, die man sich von einem aktuellen Auto in der Preisklasse erwarten will. Wer mit einigen bösen Willen Schwachstellen finden will, der wird im Kofferraum fündig. Die 332 Liter sind nicht üppig, reichen aber im Alltag ehrlich gesagt mehr als aus. Und zur Not kann man ja auch noch die Rücksitze umlegen.

Fahrdynamiker werden bemerken, dass der Kona die Leistung und das Drehmoment nicht immer auf den Boden kriegt. Das ist dem Frontantrieb geschuldet. Allrad gibt es genauso wenig, wie den leider schon aus der Mode gekommen oder elektronisch komplett zurückgeregelten und damit auch nimmer sehr dynamischen Hinterradantrieb.

Das Getriebe versteckt sich hinter ein paar Knöpfen.
Foto: Guido Gluschitsch

Im Test konnten wir uns aber weder wegen des einen noch des anderen ärgern. Vielmehr war die Freude groß. Denn statt der eh schon generösen 484 Kilometer, die als Normreichweite angegeben werden, kamen wir mit einer Ladung sogar ein ordentliches Stück weiter. So hängen sogar viele Pendler nur einmal in der Woche an der Ladestation. Und dort geht es schnell – in 45 Minuten sind die Akkus wieder zu 80 Prozent geladen – wenn es denn sein muss. (Guido Gluschitsch, 2.9.2021)