
Die Bewohner der Internationalen Raumstation ISS müssen sich immer häufiger mit den Folgen zunehmender Materialermüdung ihrer Behausung im Erdorbit auseinandersetzen. Nachdem im Verlauf der vergangenen Monate mehrmals Lecks entdeckt und gestopft wurden, sind nun in einem älteren Modul neue Risse gefunden worden.
Die Lage gefalle ihm nicht, sagte der Flugdirektor des russischen Teils der ISS, Wladimir Solowjow, der Staatsagentur Ria Nowosti am Montag. Die Risse seien bei der Vermessung der Station im ältesten Modul Sarja (Morgenröte) entdeckt worden. Noch seien die betroffenen Stellen nicht aufgebrochen, sodass dort Luft entweichen könnte. Das könne aber mit der Zeit passieren, meinte der Experte. Die Systeme des russischen ISS-Segments seien in hohem Maße verschlissen. Die Hersteller gäben keine Garantie, dass sie nicht nach 2025 ausfielen, sagte Solowjow.
Immer mehr Löcher
Zuvor hatten die Raumfahrer auf der ISS vor allem mit Lecks im russischen Modul Swesda (Stern) zu kämpfen. Dort war es zeitweise auch zum Druckabfall gekommen. Einige dieser Stellen wurden abgedichtet. Die Suche nach weiteren Löchern dauert an. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte zuletzt stets betont, dass keine Gefahr für die Besatzung bestehe.

Neues Modul kam im Juli
Im vergangenen Juli erhielt die ISS erstmals seit einem Jahrzehnt ein neues Modul. Beim Andocken des russischen Segments Nauka war es zu einem Zwischenfall gekommen: Offenbar wegen einer kurzzeitigen Software-Störung schalteten sich dessen Triebwerke ungeplant an. Dadurch geriet die gesamte ISS in Bewegung. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa verlor für fast eine Stunde die Kontrolle über die Position der Station im All. Nach einem Notfalleinsatz konnte Entwarnung gegeben werden.
Als Mehrzweckmodul ist Nauka vorrangig für die Forschung gedacht. Das 13 mal 4,11 Meter große und 20 Tonnen schwere Segment soll aber auch als Mannschaftsquartier mit eigenem Lebenserhaltungssystem dienen. Außerdem gibt es dort eine Toilette, die dritte auf der Raumstation.
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Das Ende naht
Aktuell wird darüber beraten, wie lange der gemeinsam mit den USA und anderen Ländern betriebene Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe noch genutzt werden soll. Der Vertrag läuft eigentlich 2024 aus. Russland stellt sich bereits darauf ein und arbeitet an einer eigenen Station im Orbit. Moskau hatte zwar auch eine Verlängerung bis womöglich 2030 in Aussicht gestellt, später aber eher einen Ausstieg ab 2025 angedeutet. (red, 30.8.2021)