Seit ihrer Schaffung vor zwei Jahren ist die Staatsholding Öbag ein Aufreger und in den Schlagzeilen.

Foto: Andy Urban

Wien – Wird die präsumtive Alleinvorständin der Staatsholding Öbag auf den Vorsitz in Aufsichtsratsräten der Öbag-Beteiligungen verzichten und damit ihre vornehmste Aufgabe nicht wahrnehmen? Dass sich Edith Hlawati, die am Freitag zur Öbag-Chefin gekürte Rechtsanwältin, in der Öffentlichkeit bis dato nicht erklärt hat, lässt Spekulationen über ihre Strategie mit dem Familiensilber der Republik ins Kraut schießen.

Hlawati werde den Vorsitz im Telekom-Austria-Aufsichtsrat an ihre Vorgängerin, Öbag-Interimschefin Christine Catasta abgeben, lautet das jüngste Gerücht an der an Spekulationen nicht armen Öbag-Informationsbörse. "Das würde mich wundern", sagt Öbag-Präsident Helmut Kern auf STANDARD-Anfrage. Catasta werde in der außerordentlichen Telekom-Hauptversammlung am 6. September auf das mit dem Abgang von Thomas Schmid als Öbag-Chef frei gewordene Mandat gewählt, wird betont, "that’s it".

Direkter Draht

Wie gut der Draht Hlawatis ins Finanzministerium ist und zu Schmid war, beschreibt der Verfahrensrichter im Bericht über den Ibiza-U-Ausschuss: "Die Umwandlung der Öbib in die Öbag ... wurde rechtlich von Dr. Edith Hlawati, Rechtsanwältin und Partnerin bei Cerha Hempel Rechtsanwälte GmbH, begleitet. Hlawati war bereits seit vielen Jahren für die Staatsholding und ihre Beteiligungen tätig und begleitete etliche ihrer Transaktionen sowie bereits zwei vorhergehende Änderungen des ÖIAG-Gesetzes beziehungsweise Umstrukturierungen der Staatsholding."

Foto: HO / Österreichische Post AG

Ansprechpartner waren der damalige Generalsekretär und spätere Öbag-Chef Schmid und die für Beteiligungen zuständige Beamtin. Dass Letztere einst Konzipientin von Anwältin Hlawati war, dürfte nicht von Nachteil sein. Das sei 20 Jahre her, betont ein Sprecher des Finanzministeriums. Nach dieser Konzipiententätigkeit habe Frau G. in der Kanzlei in einem anderen Bereich gearbeitet und unter einen anderen Vorgesetzten. Daher gebe es keine Unvereinbarkeit.

Verlässlichkeit für viele Jahre

Zeugnis dieser Verbundenheit ist etwa das Syndikatsmeeting in Mexiko vor wenigen Wochen. Telekom-Präsidentin Hlawati und Catasta waren ebenso dort wie Öbag-Präsident Kern, um Telekom-Mehrheitsaktionär America Movil über anstehende Berufungen durch die Öbag in den TA-Aufsichtsrat zu besprechen. -Dem Vernehmen nach blieb den drei Österreichern auch genügend Zeit, um diskret über Vorhaben an der Öbag-Spitze zu beraten, berichten mit der Materie befasste Insider.

Auf Distanz

Karin Exner-Wöhrer (49), die für die Öbag im Aufsichtsrat der Telekom Austria sitzt, legt übrigens Wert auf die Feststellung, dass sie nicht in den Öbag-Vorstand wollte. Anders als im STANDARD berichtet, habe sie sich nicht beworben, teilte die Vorstandschefin der Salzburger Aluminium AG mit. (Luise Ungerboeck, Renate Graber, 31.8.2021)