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Ein US-Soldat am Flughafen in Kabul zwei Tage vor dem Abzug.

Foto: Master Sgt. Alexander Burnett

Am Montag haben die letzten US-Truppen Afghanistan verlassen. Damit erfüllte Präsident Joe Biden sein Versprechen, den längsten Krieg der USA zu beenden – allerdings nach einer chaotischen und durch Gewalt geprägten Evakuierung aus Kabul. Es folgt eine Chronik des militärischen Engagements der USA in Afghanistan der vergangenen zwei Jahrzehnte:

11. September 2001 – Ausgelöst wird die US-Invasion in Afghanistan durch die Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington. Diese werden von der militanten Al-Kaida-Gruppe unter der Führung von Osama bin Laden geplant und verübt. Bin Laden hält sich zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan unter dem Schutz der Taliban-Regierung auf.

7. Oktober 2001 – US-Streitkräfte beginnen Luftangriffe mit gezielten Bombardierungen auf Taliban- und Al-Kaida-Kämpfer. Eine kleine Anzahl von US-Spezialeinheiten und CIA-Agenten schleicht sich in Afghanistan ein, um Ziele der Bombardierung auszuwählen und bei der Organisation der afghanischen Oppositionskräfte zu helfen. Die Taliban werden gestürzt, ohne dass US-Bodentruppen zum Einsatz kommen.

13. November 2001 – Die von den USA unterstützten Milizen der sogenannten Nordallianz marschieren in Kabul ein, während sich die Taliban nach Süden zurückziehen. Innerhalb eines Monats fliehen die wichtigsten Taliban-Führer aus Südafghanistan nach Pakistan.

Dezember 2001 – Die US-geführte Koalition bombardiert den Höhlenkomplex Tora Bora im Osten Afghanistans, in dem sich Bin Laden angeblich versteckt hält. Es gelingt ihm jedoch, über die Grenze nach Pakistan zu fliehen. Dort taucht der meistgesuchte Mensch der Welt unter.

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Ab 2003 konzentriert sich die US-Regierung auf die Irak-Invasion. (im Bild der damalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld)
Foto: POOL New

2. Mai 2003 – Die US-Regierung erklärt das Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan. Unter Präsident George W. Bush konzentrieren sich die USA nun auf die Invasion des Iraks. Diese erfordert einen Abzug von Truppen, Ausrüstung und Geheimdienstressourcen aus Afghanistan. Dadurch können sich die Taliban langsam neu gruppieren, zunächst im Süden und Osten des asiatischen Landes.

2006-2008 – Da das US-Militär nun hauptsächlich im Irak engagiert ist, bleibt lediglich ein kleines Kontingent in Afghanistan stationiert. Die Taliban sind auf dem Vormarsch und sind dabei, weite Teile des Landes zurückzuerobern, vor allem im Süden. Als Reaktion darauf bringt eine erweiterte Nato-Mission Tausende von Soldaten – insbesondere britische Truppen – ins Land, von denen Hunderte in Kämpfen gegen die Taliban in der Provinz Helmand getötet werden.

17. Februar 2009 – Während die US-Soldaten aus dem Irak zurückgezogen werden, beschließt der neue US-Präsident Barack Obama, die Truppen in Afghanistan aufzustocken. In seiner ersten großen militärischen Entscheidung als Oberbefehlshaber lässt er 17.000 zusätzliche Soldaten einfliegen. Rund 38.000 US-Kräfte und 32.000 Soldaten von etwa 40 Nato-Verbündeten sind bereits vor Ort. Später im Jahr empfehlen die US-Generäle eine weitere Aufstockung. Bis Mitte 2010 wächst das US-Kontingent auf über 100.000 Soldaten.

1. Mai 2011 – Bei einer von Obama angeordneten Militäraktion von Elite-Spezialeinheiten der Navy Seals wird Bin Laden in Pakistan getötet.

Im "Situation Room" verfolgten US-Präsident Barack Obama und Mitglieder seiner Regierung die Tötung Bin Ladens.
Foto: Pete Souza

Dezember 2011 – Nach Insider-Angaben von US-Behörden werden geheime Gespräche zwischen amerikanischen Diplomaten und afghanischen Taliban-Kontakten geführt. Etwa sechs solche Treffen haben in den vergangenen zehn Monaten stattgefunden, hauptsächlich in Deutschland und Katar.

27. Mai 2014 – Die US-Regierung zieht den Großteil der Truppen zurück. Der Schwerpunkt verlagert sich auf die Ausbildung und Unterstützung des afghanischen Militärs. Obama stellt einen Plan vor, wonach alle amerikanischen Soldaten – bis auf 9800 Truppen – vor Jahresende abgezogen werden sollen. Der Rest soll das Land bis Ende 2016 verlassen.

28. Dezember 2014 – Der US-Kampfauftrag wird nach dem Abzug der meisten Einsatzkräfte offiziell beendet.

21. August 2017 – Der neue US-Präsident Donald Trump kündigt seine Afghanistan-Strategie an: Diese sieht nun einen kleinen, unbefristeten Einsatz von US-Truppen zur Unterstützung der afghanischen Regierung vor, um die Taliban zu Friedensverhandlungen mit Kabul zu zwingen.

29. Februar 2020 – Die Trump-Regierung unterzeichnet in Doha (Katar) ein Abkommen mit den Taliban. Washington verspricht den Abzug aller US-Truppen. Die Taliban verpflichten sich dafür, keine Angriffe auf die US-Streitkräfte mehr zu verüben und Verhandlungen mit der afghanischen Regierung zu führen. Diese werden sich jedoch wenig später als erfolglos erweisen.

14. April 2021 – Präsident Joe Biden kündigt den bedingungslosen Abzug der US-Truppen bis zum 11. September an und setzt damit die von seinem Vorgänger Trump mit den Taliban getroffene Vereinbarung um.

Anfang des Sommers 2021 zogen sich die US-Truppen vom Flugplatz Bagram (Bild) zurück.
Foto: JOEL SAGET

2. Juli 2021 – Die US-Truppen ziehen sich abrupt von ihrem Hauptstützpunkt auf dem Flugplatz Bagram (60 Kilometer nördlich von Kabul) zurück.

15. August 2021 – Nach einem Vormarsch, bei dem die Taliban in wenigen Wochen eine Stadt nach der anderen erobern, wird die Hauptstadt Kabul kampflos aufgegeben. Präsident Ashraf Ghani flieht aus dem Land. Die USA und ihre westlichen Verbündeten starten eine Luftbrücke vom Flughafen Kabul aus, um ihre eigenen Staatsbürger sowie Zehntausende von Afghanen, die den Besatzungstruppen geholfen haben, in Sicherheit zu bringen.

26. August 2021 – ISIS-K, ein lokaler Ableger des sogenannten Islamischen Staates, verübt einen Selbstmordattentat auf die überfüllten Tore des Flughafens von Kabul. Dutzende von Zivilisten und 13 US-Soldaten kommen ums Leben. Es ist der tödlichste Anschlag auf die US-Streitkräfte in Afghanistan seit mehr als einem Jahrzehnt.

30. August 2021 – Der letzte Flieger mit US-Soldaten verlässt Kabul. (APA, red, 30.8.2021)