Zürich/Zofingen – Die beiden großen Schweizer Anbieter von Online-Marktplätzen, die Verlagshäuser TX Group und Ringier, führen ihre Inserate- und Vermittlungsplattformen für Immobilien, Fahrzeuge und weitere Bereiche unter einem Dach zusammen, wie die Konzerne am Dienstag mitteilten. An dem neu geschaffenen Gemeinschaftsunternehmen mit rund 1.000 Mitarbeitern seien auch der Versicherer und Ringier-Großaktionär Mobiliar sowie der Finanzinvestor General Atlantic beteiligt.

Plattformen wie Ricardo, tutti.ch, Homegate, Car For You oder Scout24 sollen dabei auch in Zukunft unabhängig voneinander am Markt auftreten. Mit dem Schulterschluss reagieren die Häuser auf die zunehmende Bedrohung durch US-Internetriesen wie Facebook oder Google. "Unsere Marktplätze werden schon heute stark durch globale Plattformen konkurrenziert", sagte Ringier-Chef Marc Walder. "Das wird in Zukunft noch zunehmen." Der Zusammenschluss dürfte in einigen Monaten vollzogen werden. Trotz der teilweise hohen Marktanteile sei eine Zustimmung der Wettbewerbsbehörden nicht notwendig.

"Weiteres Wachstum fördern"

"Wir sind überzeugt, dass wir mit der Zusammenführung unserer starken Marktplätze deren weiteres Wachstum fördern", erklärte TX-Group-Präsident Pietro Supino. Die entscheidende Voraussetzung für die weitere erfolgreiche Entwicklung sei die Steigerung der Relevanz der Angebote für die Nutzer. So könne man den Geschäftskunden mehr Effizienz bieten. Die insgesamt 1.000 Angestellten der Marktplätze würden alle vom neuen Unternehmen übernommen, sagte TX Sprecherin Ursula Nötzli. Auch die verschiedenen Marktplätze blieben alle erhalten. Es gebe keine Pläne, an den Marken etwas zu ändern.

Alle Parteien seien durch Minderheiten-Anteile am Joint Venture beteiligt, so Nötzli. So soll die TX Group 31 Prozent halten, Ringier und Mobiliar jeweils 29,5 Prozent und General Atlantic 10 Prozent. Die vier Aktionäre verfügen über jeweils 25 Prozent der Stimmrechte. Als mittelfristiges Ziel verfolgt die unabhängige Unternehmensgruppe einen Börsengang.

Zum Verwaltungsratspräsidenten des neuen Unternehmens werde Lothar Lanz bestellt. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Home24 war in der Vergangenheit Präsident von Zalando. Im Zeitraum von einigen Jahren sei ein Börsengang geplant, erklärte General-Atlantic-Manager Jörn Nikolay. Dabei dürften die Gründungsaktionäre jeweils einen Teil ihrer Aktien verkaufen. In Deutschland ist General Atlantic zusammen mit dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 Investor beim Dating-Portal ParshipMeet Group.

Börse reagiert positiv

An der Börse kletterten die TX Group-Aktien um 12 Prozent. ZKB-Analyst Daniel Bürki begrüßte die Transaktion, weil sie den Wert dieses Unternehmensbereichs unterstreiche. TX-Präsident Pietro Supino erklärte, ein Delisting von TX oder ein Verkauf der im Konzern verbleibenden Aktivitäten wie dem Zeitungsgeschäft mit dem Flaggschiff "Tages-Anzeiger" sei nicht geplant.

Die TX Group hat sich im ersten Halbjahr von der großen Durststrecke im Vorjahr erholt und wieder schwarze Zahlen geschrieben, der Abschluss bleibt aber noch deutlich hinter der Vorpandemie-Zeit zurück. In den ersten sechs Monaten nahm der Umsatz des breit diversifizierten Medienhauses um 5,1 Prozent auf 453,3 Millionen Franken (419,8 Mio. Euro) zu, wie die TX Group am Dienstag mitteilte. Operativ verdiente die Herausgeberin von "Tages-Anzeiger" und "20 Minuten" auf Stufe EBIT 15,4 Mio. Franken, nach einem Betriebsverlust von 107,5 Mio. Franken. Neben dem coronabedingten Werbeeinbruch belastete damals zusätzlich ein hoher Goodwill-Abschreiber bei den Bezahlzeitungen das Ergebnis. Unter dem Strich blieben 21,2 Mio. Franken Reingewinn übrig, nach einem Minus von 109,4 Millionen. Das Schweizer Medienunternehmen hält in Österreich ein Viertel an der Tageszeitung "Heute" und die Mehrheit an deren Onlineauftritt. (APA, Reuters, 31.8.2021)