Die Besatzung der ISS hat wieder rund 2.000 Kilogramm Nachschub und Material für neue Experimente bekommen. Am Montag um 16.30 Uhr MESZ dockte das Frachtraumschiff Dragon des kommerziellen Unternehmens Space X autonom am Harmony-Modul der Internationalen Raumstation an. Die Nasa-Flugingenieure Shane Kimbrough und Megan McArthur überwachten das Docking-Prozedere. Die CRS-23-Mission war am Sonntag um 9.14 Uhr MESZ an Bord einer Falcon-9-Rakete vom Kennedy Space Center in Florida ins All gestartet.

Bei den wissenschaftlichen Experimenten, die Dragon an die Raumstation (bei der sich erneut Materialermüdung bemerkbar macht) lieferte, geht es um unter anderem auch um die physiologischen Auswirkungen der Raumfahrt:

Knochenaufbau

Die erste Phase dieses Experiments bewertet die Auswirkungen von Mikrogravitation und Weltraumstrahlung auf das Wachstum von Knochengewebe. Konkret wird getestet, ob bioaktive Substanzen wie etwa Antioxidantien die Knochen während der Raumfahrt schützen könnten. Die getesteten Metaboliten stammen aus Pflanzenextrakten, die als Abfallprodukte bei der Weinherstellung anfallen. Der Schutz der Gesundheit von Astronauten vor den Auswirkungen der Mikrogravitation ist entscheidend für den Erfolg künftiger Langzeit-Weltraummissionen. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten aber auch zur Vorbeugung und Behandlung von Knochenschwund auf der Erde beitragen.

Sehschwäche im All

Beim "Retinal Diagnostics"-Experiment soll mithilfe eines kleinen Geräts die Netzhaut von Astronauten abgelichtet werden, um das Fortschreiten von Sehproblemen, bekannt als "Space-Associated Neuro-Ocular Syndrome" (SANS), zu dokumentieren. Das Instrument verwendet eine handelsübliche Linse, die für den klinischen Routineeinsatz zugelassen ist, und ist leicht, mobil und nicht invasiv. Die Untersuchung wird von der Europäischen Weltraumorganisation Esa und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Weltraummedizin und dem Europäischen Astronautenzentrum gefördert.

Eine neue Dragon-Kapsel (im Bild die Vorgängermission CRS-22) hat die ISS erreicht.
Foto: Nasa

Roboter-Helfer

Ein von der japanischen Firma Gitai entwickelter Roboterarm soll feststellen, wie Roboter künftig Astronauten im All behilflich sein könnten. Roboterunterstützung könnte Kosten senken und die Sicherheit der Besatzung verbessern, indem Roboter Aufgaben übernehmen, die die Besatzungsmitglieder Gefahren aussetzen könnten. Die entsprechenden Experimente werden in der Nanoracks Bishop Airlock durchgeführt, der ersten kommerziellen Luftschleuse der Raumstation.

Materialien unter der Lupe

Das MISSE-15-Experiment gehört zu einer Reihe von Untersuchungen an der "Materials ISS Experiment Flight Facility". Es geht vor allem darum, wie sich die Weltraumumgebung auf die Leistung und Haltbarkeit bestimmter Materialien und Komponenten auswirkt.

CRS-23 hängt am Harmony-Modul der Internationalen Raumstation.
Illustr.: Nasa

Pflanzen-Stress

Pflanzen, die unter Schwerelosigkeit gezüchtet werden, zeigen typischerweise Anzeichen von Stress. Das "Advanced Plant Experiment-08" (Apex-08) untersucht die Rolle von sogenannten Polyaminen bei der Reaktion der Ackerschmalwand auf Mikrogravitationsstress. Die Ergebnisse könnten helfen, Schlüsselziele für die Gentechnik von Pflanzen zu identifizieren, die für die Mikrogravitation besser geeignet sind.

Diese neuen Experimente sind nur einiger der zahlreichen Untersuchungen, die aktuell an Bord der ISS durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen es unter anderem Astronauten ermöglichen, während langer Flüge durch den Raum gesund zu bleiben, sowie Technologien für den Einsatz jenseits der erdnahen Umlaufbahn zu entwickeln. (tberg, red, 31.8.2021)