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Pro

von Ljubiša Tošic

Die Kulturgeschichte der Untersetzer reicht mindestens zurück bis zu den alten Ägyptern, die ja schon eine echte Hochkultur des Saufens entwickelt hatten. Wer Untersetzer erfunden hat? Das weiß leider niemand, wie auch nach wie vor der Erfinder des Rades gesucht wird. Die Forschung arbeitet noch daran; Ramses I. (regierte von 1291 v. Chr. bis 1290 v. Chr.) kann man schließlich nicht mehr fragen. Er twittert jedenfalls nicht zurück ...

Wie auch immer. Der Untersetzer hat nicht nur Schutz-, er hat auch eine beruhigende Wirkung auf den Trinker. Er verleiht dem Ableger des Glases das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Bei distinguierten, aber potenziell langweiligen Tischgesellschaften kann der Untersetzer auch Zeit vertreiben. Sofern er aus einem Material besteht, das dem Trinker ermöglicht, den Untersetzer als Spiegel zu verwenden, macht er spannende Selbstbetrachtungen möglich. Und dem Begriff Spiegeltrinker wird eine ganz neue Bedeutung verliehen.

Kontra

von Mia Eidlhuber

Assoziationsketten im eigenen Kopf kann man sich nicht wirklich aussuchen. Bei Untersetzern für Gläser auf einem Tisch muss ich an Sofas denken, auf die die Sofabewohner zur Schonung des eigentlichen Sofabezugs den Bezugsstoff noch einmal drüberlegen oder, schlimmer noch – und auch schon erlebt –, das Sofa mit Plastik überziehen.

Grandezza und Großzügigkeit strahlt das keine aus. Was um Himmels willen soll mir so ein Untersetzer signalisieren? Es darf kein Tropfen danebengehen – nicht aufs Leinentischtuch, das doch so gut waschbar wäre, oder auch nicht auf die Vollholztischplatte, die mit ein bisschen Patina versehen immer noch schöner wird.

Unschön ist schon das Wort selbst. Untersetzer. Das klingt nach untersetzt und gedrungen. Weil Sprache unser Denken und unsere Wirklichkeit formt, hat sich Untersetzer höchstens einen Blumentopf verdient und sicherlich kein Glas, mit dem wir auf großzügige Gastgeber anstoßen. (RONDO, 12.9.2021)